Vierte Abtheilung.

Bekanntnus der Sünd.

[852] Zur Fröhlichkeit unserer Geschichten wird allhier angestimmet das lustige Hirten-Gesang; mit welchem der gute Hirt zum Brunnen der Reinigung, und auf das Orth der guten Weyde alle verlohrne und irrende Schäflein ruffet:


Liebe Schäflein geht zum Trincken,

Müst aber nicht ins Wasser sincken;

Gehe du voran du starcker Widder,

Tritt ihnen ein wenig das Gräslein nieder.


Peter, der den HErrn dreymahl verlaugnet, gehet voran, beweinet bitterlich seine Sünd, ein grünes Zweiglein guter Hofnung ziehet ihn, er eylet zum Brunn der Gnaden, zur guten und sicheren Weyde, und mit Bekanntnus seiner Sünd leget er sich dem guten Hirten zu Füssen. Deme folgen viele Schäflein, welche, indem der Hirt geschlagen, alle zerstreuet worden, nun wiederum versammlet, an und aufgenommen werden. Zum Trost aller Sünder, welche gleich wie Schäflein von der Heerde abgewichen, in der Wüsten geirret, unter Miedling und reissende Wölf gerathen; nun aber des guten Hirten ruffende Stimm hören, erkennen, und folgen wollen.


Confitemini alterutrum peccata vestra. Jac. 5. v. 16. Darum so bekenne einer dem andern eure Sünden, ihr Priester beichtet den Priestern, dann Petrus der hohe Priester ist auch ein verlohrnes, und alle Apostel seynd irrende Schäflein gewesen. Gleicher Weis alle andere groß, und kleine Sünder zeiget euch denen, welche für euch wachen, beichtet, und bekennet euere Sünden, kommet, fallet nieder, weinet vor dem HErrn, dann er ist der HErr unser GOtt, wir aber seynd das Volck seiner Weyde, und die Schaaf seiner Heerde. So wir unsere Sünden bekennen, so ist er getreu und gerecht, daß er uns unsere Sünd vergebe, und reinige uns von aller Ungerechtigkeit. 1. Joan. 1. v. 9.


Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 852-853.
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