Amphitheater

[180] Amphitheater, für Tier- und Gladiatorenkämpfe bestimmtes Schauhaus.

Die ersten Bauten dieser Art waren wohl aus Holz errichtet. Das bedeutendste steinerne in das Kolosseum in Rom. Die Grundform ist elliptisch (Fig. 1) In der Mitte befindet sich der Kampfplatz (arena), der ringsum von Sitzplätzen umgeben in. Diese Sitzplätze sind so angeordnet, daß immer die vorhergehende Reihe von der folgenden so weit überragt wird, daß den Zuschauern freier Ausblick in die Arena gesichert war. In vielen Fällen konnte die Arena unter Wasser gesetzt werden und diente dann zu Veranstaltungen von Seegefechten (Naumachien). Die Arena war meist von einem Graben (euripus) umgeben, der mit Wasser gefüllt werden konnte, außerdem noch mit einer 3,5–4,5 m hohen Mauer (podium). Hier befanden sich die Eingänge für die Kämpfer, die Einfahrten für die Schiffe und die Türen zu den Käfigen der wilden Tiere (bestiarium), sowie zu den Stallungen (carceres). Damit die wilden Tiere nicht unter das Publikum gelangen konnten, befanden sich längs des Podiums ausgespannte Netze mit großen Stacheln, sowie umdrehbare Walzen. Auf dem Podium hinter einem Eisengitter saßen auf den subsellia die vornehmsten Persönlichkeiten unter einem Baldachin (papilio). Hinter diesen Plätzen zogen sich Stufenreihen (gradationes), das ganze Innere des Amphitheaters[180] ausfüllend, aber in der Weise hin, daß stets Abteilungen (moeniana) durch Podeste gebildet wurden. Zahlreiche Treppen, die durch eine große Anzahl von außen angebrachten Eingängen zugänglich gemacht wurden, ermöglichten ein rasches Füllen und ein ebenso schnelles Entleeren des Zuschauerraumes. Den obersten Abschluß des Innern bildete eine imposante korinthische Säulenhalle (Fig. 2). Ueber dieser befanden sich noch mächtige Mastbäume, die einen kolossalen Teppich (velarium) trugen, der über das ganze Gebäude gespannt werden konnte und das Publikum vor den Sonnenstrahlen zu schützen hatte. Beim Kolosseum betrug der größere Durchmesser der Arena 77 m, der kleinere 46,5 m, die Länge des ganzen Gebäudes 185 m und die Breite 156 m, die Gesamthöhe 48,5 m, die Zahl der Sitzplätze betrug 87000. Das Aeußere bestand aus vier Stockwerken; das unterste enthielt 80 Eingangsöffnungen, Bogen Heilungen zwischen dorischen Halbsäulen, das nächste Arkadenstellungen mit ionischen und das dritte mit korinthischen Halbsäulen. Das oberste Stockwerk hatte feste Mauern, durch korinthische Pilaster gegliedert Hier befanden sich auch die Konsolen, die den mächtigen Mastbäumen des Velariums als Stützpunkt dienten. Der ganze Bau war aus Backsteinen errichtet und mit Travertinquadern verkleidet. In der Renaissancezeit wurde das Kolosseum als Steinbruch benutzt; aus den Quadern sind drei der bedeutenden Paläste (Farnese, Barberini und die Cancelleria) Roms erbaut worden. Auch außerhalb Roms gab es sehr bedeutende Amphitheater; die bekanntesten befinden sich zu Pompeji, Verona, Capua, Pola und Nimes.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 180-181.
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