Bronzieren

[314] Bronzieren nennt man das Verfahren, Objekten aus beliebigem Material das Aussehen von Metall zu geben.

Man streut entweder auf mit Oelfarbe, Lack oder beliebigem Bindemittel (Gummi, Leim, Wasserglas) bestrichene Gegenstände vor dem völligen Trockenwerden Metallpulver (Bronze) mittels Wattebausch, Pinsel oder Sieb auf, so daß das Metallpulver an den gestrichenen Stellen haftet oder man mischt die Bronze mit dem Bindemittel (Lack, Gummi, nicht aber Oelfarbe) und trägt sie mittels Pinsel auf den Gegenstand auf. Bei letzterem Verfahren leidet aber einerseits der Metallglanz der Bronze, anderseits haben die bronzierten Gegenstände nicht die nötige Haltbarkeit. Die Bronzen aus unedeln Metallen werden in der Luft durch Oxydation sehr bald unansehnlich braun oder schwarz. Diesem Uebelstande suchte man durch Ueberziehen der Bronzierung mit farblosem Lack zu begegnen, der aber den Nachteil hat, den metallischen Glanz zu vermindern; nur Celluloidlacke können als den Charakter des Metalles nicht verändernder und den Einflüssen der Luft widerstehender Ueberzug empfohlen werden. Bronzierungen mit Aluminium halten sich auch ohne Lacküberzug jahrelang unverändert. Gegenstände aus Holz (überhaupt jedes aufsaugende Material) müssen zuerst mit Leimlösungen oder Oelfarben überzogen werden; Metalle, die man bronzieren will, erhalten einen sehr dünnen Oelfarbenanstrich, eventuell nur einen Lacküberzug. Der letzte Anstrich dient immer in noch nicht völlig trockenem Zustande als Bindemittel für die Bronze, und man stäubt dieselbe am besten mittels eines Haarpinsels auf und legt reine Bogen glatten Papiers unter, damit die verstäubende Bronze nicht verloren geht. Ist der bronzierte Gegenstand trocken, so stäubt man die lose sitzende, nicht haftende Bronze mit einem weichen Pinsel ab. Sehr hübsche Bronzierungen erhält man durch Anstreichen der Gegenstände mit der gewünschten Farbe (grau, eisenartig, grün, braun, schwarz) und Auftragen von nur wenig Bronzepulver mit einem weichen Pinsel an den hervorragenden Stellen. Eisenimitation wird erzielt, wenn der Gegenstand mit einer Farbe aus Graphit und Firnis gestrichen und der letzte Anstrich, ehe er völlig trocken geworden, mit Aluminiumbronze überstäubt wird. Eisenartige Bronzierung auf Gipserzeugnisse durch Einreiben von feingepulvertem und geschlämmtem Graphit; noch täuschender läßt sich Eisen auf Gips nachahmen, indem man die Gipsgegenstände mit schwarzer Farbe anstreicht und dann eine ganz dünne Mischung von Graphit mit Wasser aufträgt, dieselbe aber nicht trocknen läßt, sondern den Gegenstand noch vor dem völligen Trocknen mit Kupferbronzepulver an den hervorragenden Stellen anreibt. Mit Wasserglas wird der Gegenstand ganz dünn angestrichen und unmittelbar darauf das Bronzepulver aufgestäubt; den Ueberschuß an Pulver entfernt man durch schwaches Klopfen. Das Bronzieren kann auch in der Weise geübt werden, daß man das Bronzepulver mit Terpentinöl oder Spiritus vermengt und mit einem Pinsel wie einen Anstrich auf den mit Lack oder Oelfarbe vorbehandelten Gegenstand aufträgt; doch darf man nie mehr Bronze anmischen, als man in kurzer Zeit zu gebrauchen gedenkt, weil diese in Verbindung mit dem Terpentinöl oder Spiritus oxydiert. Ein Gleiches tritt ein, wenn man die Bronze mit dem Lack oder einer Tinktur mischt. Bei der sogenannten elektromagnetischen Bronzierung von Oudry wird der Gegenstand mit elektromagnetischem Oel (Auflösung von Dammar in Benzin) überstrichen und auf die getrocknete Schicht die Préparation au noir liquide pour le bronze florentin (ammoniakalische Lösung eines Kupferoxydsalzes mit Ruß, Beinschwarz und Graphit) oder die Préparation au vert pour le bronze florentin antique (Lösung von essigsaurem Kupfer in Holzgeist) gestrichen.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 314.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika