Buntsandsteinformation

[404] Buntsandsteinformation oder Buntsandstein nennt man in Zentraleuropa (besonders im außeralpinen Deutschland) die sandig und tonig entwickelte, älteste Schichtengruppe der Triasformation. In ihrer Gesteinsbeschaffenheit schließt sie sich aufs engste an die sandig-konglomeratische Ausbildung der unmittelbar vorhergehenden Permformation oder des Rotliegenden und der Zechsteinformation an, und in ihren höchsten Schichten zeigt sie durch Aufnahme von Kalk und Dolomit eine Annäherung an den hangenden Muschelkalk.

Der Buntsandstein füllt die durch die Störungen der Rotliegendenzeit gebildeten großen Becken aus und ebnet sie ein. In den meisten Fällen jedoch greift der Buntsandstein über die permischen Schichten auf deren Ufer hinaus und über diese über. Damit wird bewiesen, daß während der Buntsandsteinzeit noch größere Landmassen unter Wasser kamen. Was die Ueberreste von Tieren und Pflanzen aus der Zeit seiner Bildung angeht, so ist der Buntsandstein sehr arm daran, besonders die unteren Abteilungen. Die obere beherbergt einige Brachiopoden und Zweischaler, Saurierreste und Pflanzen. Die Entstehung des Buntsandsteins wird auf die Bildung in einem flachen, sehr seichten, unter dem Einfluß von Gezeiten (starker Wellenbewegung) stehenden Meer zurückgeführt, in das vom Ufer immer neues Material zugeführt wurde und dessen Ufer sich während der Bildung der beiden untersten Abteilungen immer nach außen, landeinwärts verschoben [1]. Mit dem Muschelkalk lagert der Buntsandstein durchaus gleichförmig.

Man gliedert die Formation in Deutschland in drei Hauptabteilungen [2]:

1. Oberer Buntsandstein. Im mittleren Deutschland »Röt« genannt, sind es vorwiegend braunrote, selten grünlichgraue, dünnschieferige Mergel und blätterige Schiefertone mit untergeordneten Bänken von rötlichgrauem, mittel- bis feinkörnigem, zuweilen quarzitischem Sandstein, auch wohl etwas Dolomit. Die Schichten enthalten stellenweise Gips und Steinsalz, sind im allgemeinen sehr wenig wasserdurchlässig und geben einen schweren, zähen Ackerboden. Sie werden gegen Westdeutschland, im Odenwald, Schwarzwald und in den Vogesen, meist viel sandiger, so daß hier an Stelle der Schiefertone vorwiegend rote, auch hellgraue und rötlichgraue, in den oberen Schichten mehr fein-, in den tieferen gröberkörnige, meist glimmerführende Sandsteine treten, die auf der linken Rheinseite, besonders in den obersten Schichten, dem sogenannten Voltziensandstein, sehr gute Werk- und Hausteine liefern (Sulzbad i. E., Forbach i. Lothr., Umgebung von Trier, Blieskastel, Zweibrücken i. Pfalz). Für ihre Wetterbeständigkeit und Güte spricht die Verwendung des Sulzbader Materials am Straßburger Münster. Die Schiefertone fehlen auch hier nicht, ebenso nicht dünne Dolomit- oder Kalkbänke. Mächtigkeit zwischen 50 und 300 m schwankend. An der unteren Grenze oft. Dolomit- und Karneol- in Knollen, meist aber starke Konglomeratbildung.

2. Mittlerer Buntsandstein, Hauptbuntsandstein, Vogesensandstein. In Mitteldeutschland ein Wechsel von ziemlich mächtigen hellroten, rötlichgrauen, auch wohl gelben und weißen, mittelkörnigen, teils grobbankigen, teils dünngeschichteten und dann sehr mürben und lockeren, ziemlich glimmerarmen Sandsteinen mit roten, mehr oder minder sandigen, oft blätterigen Schiefertonen in ebenfalls bedeutender Mächtigkeit. Die höchsten Schichten sind oft weiß und hellgrau, auch kalkhaltig und werden, gewisser Fußspuren wegen, »Chirotheriensandsteine« genannt. Die grobbankigen, ziemlich feinkörnigen Sandsteine, mit kieseligem oder[404] kalkigem Bindemittel, werden viel zu rauhem Mauerwerk, Hau- und Werksteinen verwendet und gelten als wetterfest. Im Schwarzwald und in den Vogesen treten die Schiefertone im Hauptbuntsandstein sehr zurück, und die Abteilung besteht hier fair, ausschließlich nur aus mittelkörnigem, rosenrotem, gelbem und seltener weißem Sandstein. Die obere Hälfte der Abteilung ist sehr dünnschichtig und gibt nur wenige feste Bänke, die zu Hau- und Schleifsteinen im großen Maße benutzt werden. Die untere Hälfte dagegen ist im Vogesengebiet [3] grobbankig und fest und gibt ebenfalls einen weitverbreiteten, mittelkörnigen, meist hellrosenroten, auch gelbroten, festen geröllführenden Bausandstein von großer Wetterbeständigkeit, der sich, wenn reich an kieseligem Bindemittel und an Glimmer und Kaolin, besonders zu Wasserbauten eignet. Andre Verwendungsarten des Hauptbuntsandsteins sind untergeordnet. Die Durchlässigkeit desselben für Wasser ist ziemlich beträchtlich, natürlich nur bei den sandigen Schichten, gering dagegen bei den schiefertonigen Schichten des mitteldeutschen Hauptbuntsandsteins. An der Sohle oft starke Quellen. Die tonigen Schichten geben einen schweren, vielfach zu Ackerbau verwendeten, kalkfreien Boden. Der reinfandige Hauptbuntsandstein der mittelrheinischen Länder gibt einen leichten Sandboden, ist ziemlich unfruchtbar und trägt fast ausschließlich Wald an seinen Gehängen und auf den Hochflächen. Der Hauptbuntsandstein greift in Südwestdeutschland über die noch ältere untere Abteilung über und legt sich unmittelbar auf die paläolithischen Schichten, wobei er fast stets in Konglomerate übergeht. Mächtigkeit 100–350 m.

3. Unterer Buntsandstein. Meist braunrote, mehr oder minder sandige Schiefertone (Rötelschiefer, Leberschiefer, Lettenschiefer) und ebenso gefärbte dünn- und dickbankige, fast durchgängig feinkornige Sandsteine. Untergeordnet sind kalkige und dolomitische Lagen, Rogensteine am Harzrande, Konglomerate u.s.w. Die technische Verwendung beschränkt sich auf die wenigen und geringmächtigen Bänke von feinkörnigem Sandstein, die besonders in Mitteldeutschland noch untergeordneter sind als im Rheingebiet. Uebrigens haben die Sandsteine des unteren Buntsandsteins überhaupt (wahrscheinlich wegen ihres Glimmer- und Tongehaltes und geringen Bindemittels) keine große Wetterbeständigkeit, wie ihre starke Verwitterung an Bauten des vorigen Jahrhunderts schon beweist. Die Wasserfassung ist im allgemeinen eine ziemlich geringe. Er bildet daher zunächst für die im durchlässigen mittleren Buntsandstein niedergehenden Wasser einen Träger, indem längs der Grenze beider Schichtenabteilungen zahlreiche und starke Quellen zutage treten (Vogesen, Schwarzwald) [4]. Da, wo sich der untere Buntsandstein in einen oberen feinkörnigen Sandstein zu oberst und rotbraune, sandige, oft bröcklige Schiefertone (Bröckelschiefer) zu unterst gliedert, wie im Spessart, entsteht bei der größeren Wasserdurchlässigkeit des Sandsteins an dessen unterer Grenze gegen die Bröckelschiefer ein deutlicher Quellhorizont (Spessart) [5].


Literatur: [1] Frantzen, Jahrbuch der preuß. geol. Landesanstalt für 1892, Bd. 13, S. 138. – [2] Neumayr, Erdgeschichte, 2. Aufl., Leipzig 1890, Bd. 2. – [3] Leppla, Geognostische Jahreshefte, 1. Bd., Kassel 1888. – [4] Leppla, Zeitschr. f. praktische Geologie, 1893, 1. Bd. – [5] Bücking, Abhandl. zur geol. Spezialkarte von Preußen, Berlin 1892, Neue Folge, 12. Heft; Lepsius, Geologie von Deutschland, Stuttgart 1892, 1. Bd., S. 163 und 420. – v. Gümbel, Grundzüge der Geologie, Kassel 1888, S. 648.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 404-405.
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