Carapafett

[421] Carapafett, Carapa-, Andiroba-, Kundah-, Coondi-, Talicunah-, Toulucunaöl, englisch Craboil, wird aus den Samen verschiedener, im tropischen Amerika, auch in Westafrika, auf Ceylon und dem südostasiatischen Archipel vorkommender Meliaceen durch Auskochen und Pressen gewonnen.

Vorzugsweise liefern die Samen des Crabbaumes Carapa guyanensis Aubl. und Carapa procera D.C. (= C. Touloucouna Guill. et Perr.) das Carapafett. Auf den europäischen Markt ist das Carapafett nur von Guyana und Brasilien [1] gekommen. Je nach der bei der Pressung angewandten Temperatur und dem Grade der Pressung erhält man verschiedene Produkte. Es ist butterartig, dickflüssig-breiig bei 18° C., gelblich, stellenweise bräunlich, von schwachem, eigentümlichem Gerüche und stark bitterem Geschmacke. Produkte erster Pressung geben ein schon bei 10°, die gewöhnlichen Handelssorten ein bei 18–23,6° C. schmelzendes Fett [1], [4], [5]. Hauptbestandteile des Carapafettes sind Olein und Palmitin; der Bitterstoff wurde von Cadet und Meyer als Strychnin angesehen. Petroz und Bobinet haben in der Rinde ein neues Alkaloid, das Carapin, nachgewiesen [3], das wahrscheinlich mit dem Bitterstoff des Samens identisch ist; letzterer kann aus dem Fett durch anhaltendes Kochen mit Wasser entfernt werden. Aether löst das Fett vollständig, Alkohol nur wenig, Alkalien verseifen es rasch [1], [4], [5]. Indianer bestreichen damit ihre Haut, um sie vor Insekten zu schützen; auch Holz, damit bestrichen, bleibt von Insektenfraß verschont. Sowohl in den Heimatländern als auch in England und Frankreich dient Carapafett seit längerer Zeit als ein billiger Rohstoff zur Fabrikation von Seifen [1], [2], [4], [5]. Es scheint die Forderung nicht unberechtigt zu sein, stark bitter schmeckende Seifen auf Strychnin zu prüfen; denn die giftige Wirkung des Carapafetts ist nicht nur aus dem Insektenschutz, den das Carapafett bietet, zu ersehen, sondern auch daraus, daß es im tropischen Amerika gegen bösartige Hautausschläge und Geschwülste mit Erfolg angewendet wurde.


Literatur: [1] Wiesner, Rohstoffe, 2. Aufl., Leipzig 1900, Bd. 1, S. 501–502. – [2] Benedikt, in Realencyklopädie der gesamten Pharmacie, Wien 1887, Bd. 2, S. 541. – [3] Gawalowski, A., Pharmac. Post, Wien 1890, Bd. 23, S. 257. – [4] Schädler, C., Die Technologie der Fette und Oele des Pflanzen- und Tierreiches, 2. Aufl., bearbeitet von P. Lohmann, Leipzig 1892. – [5] Benedikt-Ulzer, Analyse der Fette u. Wachsarten, 4. Aufl., Berlin 1903, S. 770.

T.F. Hanausek.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 421-422.
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