Geländer [1]

[349] Geländer, bei Brücken, sind dort, wo nicht die Träger selbst schützende Wände zu beiden Seiten der Bahn bilden, zur Sicherheit der auf der Brücke verkehrenden Personen gegen das Hinabfallen notwendig und werden daher bei Straßenbrücken ausnahmslos und in der Regel auch bei Eisenbahnbrücken angebracht.

Je nachdem der Brückenüberbau aus Eisen, Holz oder Stein ist, wird auch das Geländer aus demselben Material hergestellt; nur die Steinbrücken erhalten zuweilen anstatt eines steinernen Parapetes ein eisernes Geländer, wodurch hauptsächlich wegen der verringerten Brückenbreite eine Ersparnis, allerdings auf Kosten der monumentalen Wirkung des Bauwerks, erzielt wird. Die Hauptteile eines eisernen Geländers sind folgende: 1. die Ständer oder Pfosten, aus lotrechten, mit den Haupt- oder Querträgern der Brücke verschraubten oder vernieteten Stäben oder Pfosten bestehend; 2. die Handleiste oder Brustlehne, die den oberen Abschluß bildet, und 3. die Geländerfüllung. Die Höhe des Geländers wird am passendsten mit ungefähr 1,0 m gewählt.

Die Ständer der eisernen Geländer werden entweder aus Gußeisen mit Geländer [1]-förmigem, kreuz- oder röhrenförmigem Querschnitt oder aus Schmiedeeisen ausgeführt; in letzterem Falle bildet man sie aus 3–4 cm starkem Quadrateisen, aus einem oder zwei Winkeleisen, aus -Eisen, Geländer [1][349] -Eisen oder Geländer [1]⊏-Eisen. Wichtig ist ihre sichere Befestigung an dem Tragwerk der Brücke, und man wird die Geländer von Straßenbrücken so fest machen, daß sie einer in der Höhe der Brustlehne angreifenden Horizontalkraft von mindestens 40 [1] bis 70 kg [3] für einen Längenmeter des Geländers zu widerlichen vermögen, Gußeiserne Ständer erhalten zur Befestigung auf dem Eisen- oder Mauerwerke eine Platte angegossen, durch die Schraubenbolzen oder Steinschrauben gezogen werden. Schmiedeeiserne Ständer können an die unterstützenden Träger (Fußwegkonsolen) mittels Knotenblechen angeschlossen werden oder sie erhalten eine erbreiterte Basis durch Umbiegen oder Winkeleisenansätze. Zuweilen werden zur Erhöhung der Stabilität auch noch außen Fußstreben angebracht.

Die Handleiste wird entweder aus Rundeisen, Röhreneisen (Gasröhren), aus Flacheisen, dann in der Regel mit Ueberdeckung aus Holz, aus Winkel- oder aus Geländereisen (Fig. 1) gebildet. Aus Gußeisen wird die Handleiste in der Regel nur gewählt, wenn sie mit der Füllung im ganzen gegossen wird. Die Verbindung mit den Ständern erfolgt durch Vernietung oder Verschraubung, allenfalls unter Einschaltung kleiner Winkeleisenstücke. Rund- oder Röhreneisen werden durch zylindrische Löcher in den Ständern durchgesteckt.

Die Geländerfüllung wird aus Schmiede- oder Gußeisen hergestellt, und je nach den Anforderungen, die an die äußere Erscheinung der Brücke gestellt werden, genügt entweder eine ganz einfache Konstruktion oder es wird eine reichere Ausschmückung, oft unter Zuhilfenahme der Kunstschmiedearbeit und des Kunstgusses, erforderlich. Die einfachste Konstruktion eines schmiedeeisernen Geländers besteht aus der Anordnung von einem bis drei horizontalen Stäben, meist Rund- oder Röhreneisen, auch Winkel- oder -Eisen (Fig. 2). Schöner und dichter, daher auch für Straßenbrücken empfehlenswerter sind die Stabfüllungen mit vertikalen oder gebogenen Stäben aus Rund- oder Flacheisen, die an zwei oder mehrere wagerechte, mit den Ständern verbundene Stäbe angeschlossen sind (Fig. 3). Größere Mannigfaltigkeit bieten dann die Netzfüllungen mit gekreuzten Stäben, oft in Verbindung mit ringförmigen Stäben, Rosetten u.s.w. (Fig. 4 und 5).


Literatur: [1] Winkler, E., Die Querkonstruktionen der eisernen Brücken, Wien 1884. – [2] Häseler, Der Brückenbau, Die eisernen Brücken, 2. Lief., Braunschweig 1893, – [3] Handb. d. Ingenieurwiss., Der Brückenbau, 2. Abt., 8. Kap., bearb. von s. Steiner, Leipzig 1890.

Melan.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 5.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 349-350.
Lizenz:
Faksimiles:
349 | 350
Kategorien:

Buchempfehlung

Suttner, Bertha von

Memoiren

Memoiren

»Was mich einigermaßen berechtigt, meine Erlebnisse mitzuteilen, ist der Umstand, daß ich mit vielen interessanten und hervorragenden Zeitgenossen zusammengetroffen und daß meine Anteilnahme an einer Bewegung, die sich allmählich zu historischer Tragweite herausgewachsen hat, mir manchen Einblick in das politische Getriebe unserer Zeit gewährte und daß ich im ganzen also wirklich Mitteilenswertes zu sagen habe.« B.v.S.

530 Seiten, 24.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon