Abu Nuwâs

[63] Abu Nuwâs, einer der größten arab. Dichter der nachklassischen Zeit, geb. um 750 in dem persischen Ahwas von einer persischen Mutter (vielleicht war auch sein Vater persischer Herkunft), gest. um 810 in Bagdad an den Folgen einer Mißhandlung, die er sich durch ein Schmähgedicht zugezogen hatte. Er verlebte seine Jugend in Baßra und Kufa, wo er die Vorlesungen hervorragender arabischer Philologen besuchte, soll auch ein Jahr lang das unverfälschte klassische Arabisch in der Wüste bei den Beduinen studiert haben und gewann schließlich eine feste Stellung in Bagdad am Hofe der Kalifen Harun und Emin. A. war ein genial veranlagter Dichter, aber sittlich haltlos und frivol. Seine Lieder zeichnen sich infolgedessen zwar durch sprachlichen Wohllaut, Stimmung, Geist und Witz aus, aber es fehlt ihnen an Tiefe und Ethos, und der cynische, oft geradezu rohe Ton, der z. T. in ihnen herrscht, wirkt abstoßend. Am berühmtesten sind seine Weinlieder (wie er denn dem Weine, neben der Knabenliebe, auch im Leben besonders gefrönt hat). Aber er scheint weder in diesen, noch in seinen Lob- und Spottgedichten, seinen Liebesliedern, Elegien und Jagdschilderungen der arabischen Poesie wirklich neue Wege gewiesen zu haben. Sein »Diwan« erschien lithogr. Kairo 1860, gedr. Beirut 1884; die Weinlieder veröffentlichte Ahlwardt (Greifsw. 1861), eine deutsche Bearbeitung des »Diwans« lieferte Kremer (Wien 1855). A. wurde früh populär, so daß er später als der Held zahlreicher im Volke lebender Schwänke und Anekdoten erscheint (gesammelt u. gedruckt Kairo 1865 u. ö., lithographiert Bombay 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 63.
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