Ätzmittel

[73] Ätzmittel (Remedia caustica, Epicaustica), Mittel, die zerstörend auf Gewebe des tierischen Körpers wirken (Ätzung, Kauterisation). Die chemischen Ä. (konzentrierte Schwefelsäure, Salpetersäure, Salz- u. Essigsäure, Ätzkali, Ätznatron, Ätzkalk, Chlorzink, Kupfervitriol, Höllenstein) entziehen den Geweben Wasser oder verändern oder zerstören das Eiweiß derselben. Man wendet sie in Substanz, in Lösung, in Salben-, Pasten- oder Pulverform an. Das stärkste Ä. ist die Hitze, zu deren Anwendung das Glüheisen (ein weißglühender Eisenstab), der Paquelinsche Brennapparat oder durch einen starken galvanischen Strom glühend gemachter Platindraht (s. Galvanokaustik) benutzt wird. Hierbei wird das berührte Gewebe sofort getötet und in einen schwarzbraunen Schorf verwandelt. Man benutzt Ä. zur Zerstörung von sogen. wildem Fleisch an Wunden, bei Wucherungen der Augenbindehaut, der Schleimhäute, zur Blutstillung durch die Schorfbildung, zur Behandlung von giftigen Wunden, Milzbrandpusteln und Neubildungen, die der Operation zugänglich sind. Je nach der Tiefe, bis zu der die Zerstörung dringen soll, wendet man bald das eine, bald das andre Mittel, in den letztgenannten Fällen am sichersten das Glüheisen an. Ä. dienen auch zur Erregung von Entzündung bei torpiden, schlecht heilenden, stinkenden Wunden, brandigen Geschwüren, Hospitalbrand, Diphtheritis.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 73.
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