Baffin

[261] Baffin, Willi am, engl. Seefahrer, geb. 1584, gest. 23. Jan. 1622. Man kennt nur die Geschichte seiner letzten zehn Lebensjahre, während deren er sieben große Reisen ausführte. Auf der ersten (1612) erforschte er als Steuermann unter John Hall die Westküste von Grönland, auf den zwei folgenden (1613 und 1614) betrieb er den Walfischfang an der Küste Spitzbergens. Die vierte und fünfte (1615 und 1616) dienten der Aufsuchung der nordwestlichen Durchfahrt; auf der vierten erforschte er die Hudsonstraße und die Westküste der Southamptoninsel, auf der fünften gelangte er durch die Davisstraße in die nach ihm benannte große Bai und verfolgte sie bis zum Smithsund, wo er unter 78° nördl. Br. die größte damals bekannte Abweichung der Magnetnadel (56° westwärts) beobachtete. Die beiden letzten Reisen (1617 bis 1619 und 1620–22) führten ihn im Dienste der Ostindischen Gesellschaft nach dem Roten und Persischen Meer, wo er bei der Belagerung von Ormus seinen Tod fand. B. war einer der gründlichst gebildeten Seefahrer seiner Zeit, der erste, der zur See Längenbestimmungen durch Monddurchgänge machte. Da er die Möglichkeit einer nordwestlichen Durchfahrt leugnete, wurden die von ihm neuentdeckten Meeresteile zwei Jahrhunderte lang nicht wieder aufgesucht, so daß selbst die Existenz der nach ihm benannten Bai in Frage geriet. Erst durch die Fahrt von John Roß (1818) gelangten seine Verdienste zur vollen Anerkennung. Seine Schiffsjournale hat Clements Markham vollständig herausgegeben (»Voyages of William B.«, Lond. 1880, Hakluyt Society).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 261.
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