Chiemsee [1]

[20] Chiemsee (spr. kīm-), der größte Landsee in Bayern, deshalb auch Bayrisches Meer genannt, liegt im südöstlichen Teil von Oberbayern, am Fuße der Alpen, westlich von Traunstein, 520 m ü. M., erstreckt sich 11 km von S. nach N., 12 km von W. nach O., hat 156 m Tiefe und einen Flächeninhalt von 84 qkm (1,53 QM.). Er wird von der Achen, Prien und Roth genährt, fließt durch die Alz in die Traun ab und ist reich an Fischen (Forellen, Lachse, Karpfen etc.). Das sumpfige Südgestade und viele nordwestlich gelegene kleine Seen lassen auf einen ehemals viel größern Umfang schließen. Im SO. und S. bilden die Gebirge einen schönen Hintergrund, namentlich treten die Gipfel des Hochgern und Hochfellen bedeutend hervor; sonst sind die Ufer des Sees flach und reizlos. Anmutig sind die drei Inseln des Sees, die im SW. vor einer Bucht desselben liegen: Herrenwörth (Herrenchiemsee), die größte (11 km im Umfang, bis 1803 Sitz einer Benediktinerabtei [im 8. Jahrh. gegründet] und von 1215–1805 eines Bistums), mit dem von König Ludwig II. 1878–85 (durch G. von Dollmann u. I. Hoffmann) nach dem Vorbilde des Versailler Schlosses erbauten prächtigen Schloß (unvollendet), ferner Frauenwörth (Frauenchiemsee), nur 20 Minuten im Umfang haltend, mit einem 766 gestifteten, durch König Ludwig I. den Benediktinerinnen zurückgegebenen Kloster (Pensionat), einem vielbesuchten Wirtshaus und Fischerhütten. Das Portal der Klosterkirche gehört zu den ältesten Baudenkmälern bayrischer Kunst. Nahe dabei liegt noch die Krautinsel, mit Gemüsegärten. Von der Station Prien der Eisenbahn München-Salzburg führt eine Lokalbahn nach Stock und von hier das Dampfschiff nach den Inseln und nach Seebruck am Nordende des Sees. Vgl. Bayberger in den »Mitteilungen des Vereins für Erdkunde in Leipzig«, 1888 und 1890; M. Haushofer, Der C. (Zürich 1893); Luise v. Kobell, Das Schloß Herrenchiemsee (Münch. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 20.
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