Daimyo

[421] Daimyo (»großer Name«) hießen in Japan unter der Regierung der Tokugawa-Shogune die dem Shogun (s.d.) untertänigen Territorialfürsten. Hervorgegangen waren die D. aus den Shugo, den vom Shogun Yoritomo (1185–90) und den Ashikaga-Shogunen (1338–1573) eingesetzten Militärstatthaltern. Während der Fehden, die das Ende der Ashikaga-Herrschaft herbeiführten, benutzten diese Statthalter die Ohnmacht des kaiserlichen Hofes und des Shoguns, um sich unabhängig zu machen (um 1500), und nannten sich nun D. Die Schlacht bei Sekigahara 1600 brachte sämtliche D. unter die Herrschaft der Tokugawa, deren Shogunat bis 1868 bestand. Zur Zeit der Tokugawa gab es etwa 260–270 D. (bei der Aufhebung der Daimiate 1871: 270), darunter 50 mit einem jährlichen Einkommen von über 100,000 Koku Reis (1 Koku = 180 Lit.). Diesen allein kam ursprünglich der Titel »D.« zu; die kleinern hießen ursprünglich »Shomyo«, d. h. »kleiner Name«. Die größten D., die Herren einer ganzen Provinz waren, hießen Kokushu. Der reichste D. war der D. von Kaga (Haus Maëda) mit 1,022,700 Koku Einkünften; dann folgten Satsuma und Sendai mit 770,800 und 625,600 Koku. Eine Anzahl D. (bei der Aufhebung 179) waren direkte Vasallen des Tokugawa-Hauses. Sie hießen Fudai-D.; die übrigen Tozama. Erstere hatten unter den Tokugawa alle höhern Regierungs- (Bakufu-) Ämter inne. Von den Fudai-D. waren 23 Mitglieder des Tokugawa-Hauses (Kamon). Die an Rang vornehmsten D. waren die Fürsten von Owari, Kii (aus diesen Häusern sollte bei Aussterben der direkten Shogun-Linie der Shogun genommen werden) und der D. von Mito (der Fuku oder Vizeshogun). Sie stammten von drei Söhnen des Shoguns Jyeyasu ab und bildeten das Go-san-ke. Die D. bildeten in der Feudalzeit die Buke oder den Schwertadel im Gegensatze zur Kuge, dem Hofadel am kaiserlichen Hofe zu Kyoto; sie übten die Militär-, Justiz- und Zivilverwaltung in ihren Daimiaten aus, waren aber dem Shogun pflichtig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 421.
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