Deckenmalerei

[571] Deckenmalerei (Plafondmalerei), die Verzierung der Decke (des Plafonds) eines Raumes mit Gemälden. Die gewöhnlichste und einfachste Art der D. besteht darin, daß von den Enden und dem Gesims der Seitenwände bis zur Decke hinan eine Hohlkehle gemacht und, wo diese aufhört, die Decke mit einigen Gliedern eingefaßt wird. Soll der innere Raum der Decke ebenfalls verziert werden, so wird er entweder in Felder abgeteilt oder mit Laubwerk, Blumengewinden und Arabesken ausgeschmückt. Viel weiter ging man, indem man den Plafond mit wirklichen Gemälden (Deckenstücken oder Deckengemälden im eigentlichen Sinn) verzierte. Die ältern Maler, auch noch Raffael und Michelangelo, behandelten diese Deckengemälde gleich an der Decke befestigten Teppichen, so daß die Figuren darauf wie in einem gewöhnlichen Gemälde erschienen und die Gemälde im eigentlichen Sinne nur Ausschmückungen der Deckenfelder waren. Schon Melozzo da Forli und Mantegna aber komponierten die Deckengemälde als Vorgänge an der Decke, wobei die Figuren in Verkürzung, als von unten (ital. di sotto in su) gesehen, erscheinen mußten, um die Illusion eines natürlichen Vorganges zu erreichen. Noch weiter gingen Correggio, der in seinen Kuppelgemälden die Kuppel geöffnet zeigte und das Auge im freien Himmel schwebende, aufwärts gerichtete Gestalten erblicken ließ, Giulio Romano im Palazzo del Te zu Mantua, dann die Venezianer (Paul Veronese, Tintoretto u. a.), die Riesendecken mit einem Gewirr von perspektivisch geordneten Figuren belebten. Im 17. und 18. Jahrh. erreichte die Kunstfertigkeit, Plafonds in Kirchen und Palästen, namentlich in Vorhallen, Treppenhäusern, Kuppeln etc., mit scheinbaren architektonischen Durchsichten zu bemalen, ihren Gipfelpunkt. Der Venezianer Tiepolo war der Meister dieser Gattung. In neuester Zeit kehrte man anfangs nach dem Vorgang des Cornelius in der Münchener Glyptothek und Ludwigskirche zu der Weise Raffaels und der ältern Künstler zurück. Später wurde aber auch wieder die D. im perspektivischen Sinn der Barockzeit geübt. Gegenwärtig ist die D. ein Zweig der dekorativen Malerei, die sich der konstruktiven Gestaltung und der plastischen Ornamentierung des Raumes anschließt. Vgl. Ewald, Farbige Dekorationen (Berl. 1888–96, 2 Bde.); Mayr, Plafondsentwürfe (Münch. 1894ff.); Wichmann, Moderne Plafondsskizzen (Berl. 1894); Heßling, Dekorative und monumentale Malereien zeitgenössischer Meister (das. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 571.
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