Demetz

[628] Demetz (spr. dömǟß), Frédéric Auguste, franz. Philanthrop, geb. 12. Mai 1796, gest. 15. Nov. 1873 bei Tours, bekleidete bis 1840 verschiedene Richteramter. 1835 von seiner Regierung zum Studium der Strafanstalten nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika gesandt, überzeugte er sich von den Nachteilen des pennsylvanischen Isolierungssystems für jugendliche Verbrecher, besuchte dann noch in Belgien und den Niederlanden die Ackerbaukolonien für Vagabunden und gründete mit seinem Freunde de Bretignière de Courteilles (gest. 1854) die Ackerbau- und Strafkolonie zu Mettray (s.d.) bei Tours nach dem Grundsatz moralischer Besserung. Hier gründete D. 1839 eine »Gesellenschule«, nahm die Unterstützung des Richterstandes und der Verwaltung in Anspruch und rief so eine Strafkolonie ins Leben, die, sich selbst erhaltend, eine Durchschnittsbevölkerung von 700 Seelen zählt. D.' System (s. Gefängniswesen) gewann nach und nach immer mehr Eingang, sowohl in Frankreich als in andern Ländern Europas; das von Sir Walter Crofton gegründete irische Strafsystem für Erwachsene ist dem von D. in manchen Stücken nachgebildet worden. Außer seinen jährlichen Berichten veröffentlichte D. über seine Strafkolonie: »Projet d'établissement d'une maison de refuge pour les prévenus acquittés, à leur sortie de prison« (Par. 1836); »Lettre sur le système pénitentiaire« (das. 1838) und das verdienstliche Werk »Rapports à M. le comte de Montalivet sur les pénitenciers des États-Unis« (das. 1839).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 628.
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