Elis

[711] Elis (einheim. Valis, d.h. Ebene), Landschaft im alten Peloponnes (s. Karte »Altgriechenland«), im S. von Messenien, im O. von Arkadien, im N. von Achaia und im W. vom Ionischen Meer begrenzt, senkt sich von O., wo sich die Arkadischen Grenzgebirge, namentlich Pholoe und Erymanthos (jetzt Olonos), erheben, nach W. hin, wo ihre Täler in die größte Ebene des Peloponnes ausmünden. Von Arkadien erhielt E. seinen Hauptfluß, den Alpheios, der in E. den Acheron, Kladeos, Selinus und Enipeus aufnimmt; außer ihm sind die Küstenflüsse Peneios (Gastunitiko). Helisson, Jardanos, Anigros und Neda zu nennen. So war E., reichlich bewässert, einer der fruchtbarsten Landstriche Griechenlands; Ackerbau und Viehzucht (namentlich Pferde) gediehen vortrefflich; daher wird es schon in den frühesten Zeiten als ein sehr bevölkertes und zivilisiertes Land geschildert. Überdies war der ganzen Landschaft wegen des Kultus[711] des olympischen Zeus und der Olympischen Spiele, die in Olympia (s. d.) von den überall herzuströmenden Griechen gefeiert wurden, ein heiliger Charakter ausgedrückt und ein steter Friede gesichert. Sagen und semitische Namen bezeugen, daß einst Semiten, wahrscheinlich Phöniker, einzelne Küstenplätze im Besitz hatten. Das übrige E. bewohnte in Dörfern zerstreut in der ältern Zeit eine den Arkadern stammverwandte Bevölkerung, bis es durch den Einfall der Herakliden im Peloponnes (1104) an die Ätolier unter Oxylos kam; jedoch bewahrten die oligarchisch eingerichteten Städte ihre Selbständigkeit und taten sich nur zu einem Städtebund mit Elis als Vorort zusammen; erst 471 wurde daraus nach Verdrängung der Oligarchie durch die Demokratie ein Einheitsstaat, der sich bis zum Peloponnesischen Krieg des olympischen Gottesfriedens ungestört erfreute. Der Anschluß an Sparta machte diesem Glück ein Ende, und seitdem wurde das Land mehrfach von plündernden Feinden heimgesucht. Übrigens standen seine Bewohner bei den übrigen Hellenen in keinem besondern Rufe; sie waren als trunksüchtig und lügnerisch verschrieen und besonders übel berufen wegen der Knabenliebe, die bei ihnen frühzeitig das Gepräge grober Sinnlichkeit angenommen hatte. Die bedeutendste Stadt war zuerst Pisa, nach dessen Zerstörung (572) Elis am Peneios, das 471 durch einen Synoikismus eine bedeutende Erweiterung erfuhr, aber offen und feindlichen Einfällen leicht zugänglich blieb; Trümmer des Ortes finden sich beim Dorf Paläopolis. Im heutigen Königreich Griechenland bildet E. mit Achaia (s. d.) einen Nomos.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 711-712.
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