Fabrice

[246] Fabrice (spr. -īß'), Georg Friedrich Alfred, Graf von, sächs. General und Kriegsminister, geb. 23. Mai 1818 in Quesnoy-sur-Deule, wo sein Vater als königl. sächs. Major bei den Okkupationstruppen stand, gest. 25. März 1891 in Dresden, trat 1834 als Portepeefähnrich in das 2. sächsische Reiterregiment ein, wurde 1848 Rittmeister, nahm 1849 am schleswig-holsteinischen Kriege teil, ward 1850 in den Generalstab versetzt, 1853 zum Major und 1861 zum Oberstleutnant befördert und 1863–64 dem Bundesexekutionskommando in Holstein als Chef des Generalstabes beigegeben. Im Kriege von 1866 in Böhmen Generalstabschef des Kronprinzen von Sachsen, ward er nach dem Friedensschluß zum Generalleutnant und 1. Okt. 1866 Kriegsminister mit der Aufgabe, der neuen politischen Stellung Sachsens entsprechend, das Heer nach preußischem Muster zu reorganisieren. Beim Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870 zum Generalgouverneur für den Bezirk des 12. Armeekorps, 1. Jan. 1871 aber zum Generalgouverneur von Versailles ernannt, blieb F. nach Rückkehr des großen Hauptquartiers nach Berlin als Vertreter des Reichskanzlers und als Höchstkommandierender der deutschen Okkupationsarmee in Frankreich und erreichte, daß das deutsche Heer, ohne am Kampf gegen die Kommune teilzunehmen, doch nicht unwesentlich zur Unterwerfung des Aufstandes beitrug. Er erhielt eine Dotation von 150,000 Taler, übernahm 19. Juni 1871 wieder die Leitung des sächsischen Kriegsministeriums, wurde 1872 General der Kavallerie, 1. Nov. 1876 nach v. Friesens Rücktritt Vorsitzender des Staatsministeriums und 1882 auch Minister des Auswärtigen. 1878 ward er persönlich in den Freiherrenstand versetzt; 1884 aber erhielt die ganze Familie die erbliche Grafenwürde. Vgl. Dittrich, Staatsminister General Graf F., sein Leben und sein Streben (Dresd. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 246.
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