Gedon

[428] Gedon, Lorenz, Architekt und Bildhauer, geb. 12. Nov. 1843 in München, gest. daselbst 27. Dez. 1883, bildete sich in der Mayrschen Werkstatt in München zum Bildhauer und Dekorateur aus und begann seine selbständige künstlerische Tätigkeit 1872 mit dem Bau des Schackschen (jetzt dem deutschen Kaiser gehörigen) Palais (s. Tafel »Münchener Bauten«), dessen Fassade er die damals für München völlig neuen Formen der deutschen Spätrenaissance in malerischer Auffassung gab. Sein glänzendes dekoratives Geschick, das nicht nur im Stil der deutschen Renaissance, sondern auch im Barock- und Rokokostil heimisch war, bewährte sich sodann 1876 bei der Dekoration der Räume für die deutsche Kunstgewerbeausstellung in München, von welcher der Umschwung zugunsten der deutschen Renaissance datiert, und noch in höherm Grade 1878 bei der architektonischen Gestaltung und Ausschmückung des deutschen Kunstsaals auf der Pariser Weltausstellung. Auch diese geniale Leistung gab den Anstoß zu einer Reform in der Dekoration von Gemäldesälen. In den Schlössern und Wagenkammern König Ludwigs II. von Bayern hat er gleichfalls verschiedene Arbeiten dekorativen Charakters, für das Innere des Münchener Rathauses und für den Starnberger Seedampfer Bavaria zahlreiche Holzskulpturen sowie für Münchener Privathäuser und-Lokale Fassaden und Innendekorationen ausgeführt. Sein Hauptwerk ist das im Barockstil errichtete Heylsche Haus in Worms, wo er auch die Paulskirche zu einem Museum umgewandelt hat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 428.
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