Hausverschiebung

[901] Hausverschiebung, ein namentlich in Amerika gebräuchliches, aber auch in Europa schon angewendetes Verfahren, ganze Gebäude von ihrem alten nach einem neuen Platze fortzuschaffen. Grund für die H. ist zumeist das mit dem rapiden Anwachsen der amerikanischen Städte zusammenhängende schnelle Steigen der Grundstückpreise, denen dann die Rentabilität der ursprünglichen Gebäude (die vielfach Holzhäuser sind und sich deshalb zum Verschieben besonders eignen) nicht mehr entspricht. Aber auch Überschwemmungsgefahr u. dgl. haben zur H. geführt, so zu der besonders bemerkenswerten des Brighton Beach-Hotels in Coney Island bei New York, eines Holzbaues von 140 m größter Länge und 61 m größter Breite, 2–5 Geschossen und ca. 4600 Ton. Gewicht, der mittels 6 Lokomotiven auf 112 eisernen Güterwagen etwa 180 m vom Meeresstrande landeinwärts gefahren wurde. Namentlich in dem an allerhand Absonderlichkeiten reichen Chicago blüht die H. Dort wurden z. B. 1891 von den städtischen Behörden 1500 Genehmigungen zur H. erteilt. Von den fortbewegten Häusern waren 140 massiv, die übrigen von Holz; 2 waren vier Stockwerke und 33 drei Stockwerke hoch. Die Fortbewegung erfolgt gewöhnlich derart, daß man das Haus durch Schraubenwinden auf eine Bühne hebt, unter diese Rollen bringt und das Ganze inmitten der Straße langsam durch Pferdekraft (auch mittels Dampfkraft, wozu dann aber kompliziertere Vorkehrungen nötig werden) vorwärts bewegt bis an den neuen Bestimmungsort, wo das Gebäude dann auf ein neues Fundament gesetzt wird. Auch werden die Häuser, die unter Umständen von den Bewohnern während des Transports gar nicht verlassen werden, wohl auf Boote gebracht und auf dem Flusse befördert. Vgl. »Railroad Gazette«, 1888; »Architect and Building News«, 1889; »Architect«, 1892; auch »Zentralblatt der Bauverwaltung«, 1888 u. 1892.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 901.
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