Havlíček

[9] Havlíček (spr. háwlitschek), Karel, tschech. Publizist, geb. 31. Okt. 1821 in Borová bei Deutsch-Brod (daher sein Pseudonym Borovský), gest. 29. Juli 1856 in Prag, war Zögling des Prager erzbischöflichen Seminars und 1842–44 Hauslehrer in Moskau. Darauf nach Prag zurückgekehrt, schrieb er Artikel und Briefe über Rußland, übersetzte einige Erzählungen Gogols ins Tschechische, wurde 1846 Redakteur der »Pražské Noviny« und gab von 1848 an die »Národní Noviny«, die beste und einflußreichste der damals in Österreich erscheinenden slawischen politischen Zeitungen, und 1850–51 in Kuttenberg den »Slovan« heraus. Als Anhänger der ersten Konstitution und des Programms Palackýs wurde er 1851 unter dem Absolutismus in Brixen interniert, wo er seine sarkastischen »Tiroler Elegien« schrieb, und von wo er erst 1855 nach Prag zurückkehren durfte. Seine leidenschaftlich[9] sarkastischen Satiren und Epigramme erschienen in einer Auswahl erst nach seinem Tode (Prag 1870) als 1. Band seiner von Zelený herausgegebenen »Sebrané spisy« (»Gesammelte Werke«). Außerdem erschien 1877 aus seinem Nachlaß die satirische Dichtung »Krest sv. Vladimira« (»Die Taufe des heil. Wladimir«). H. ist als Schöpfer des neuern publizistischen Stils in der tschechischen Literatur zu betrachten. Sein Leben beschrieb Tuma (Prag 1883), der auch eine Ausgabe seiner »Ausgewählten Werke« (3. Aufl., Kuttenberg 1897 ff.) besorgte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 9-10.
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