Hehn

[56] Hehn, Viktor, Kulturhistoriker, geb. 8. Okt. 1813 in Dorpat, gest. 21. März 1890 in Berlin, studierte 1830–33 Philologie und Geschichte in Dorpat und 1838–40 in Berlin und wurde nach längern Reisen, vornehmlich durch Italien, 1841 Lektor der deutschen Sprache an der Kreisschule in Pernau und 1846 an der Universität Dorpat. Politisch verdächtig, ward er 1851 nach längerer Untersuchungshaft in Tula interniert, 1855 aber nach Petersburg berufen, wo er bald zum Oberbibliothekar an der großen kaiserlichen Bibliothek aufrückte. 1860 und 1863 bereiste er abermals Italien, und seit 1874 lebte er als kaiserlich russischer Staatsrat in Berlin. Er schrieb: »Die Physiognomie der italienischen Landschaft« (Pernau 1844); »Italien. Ansichten und Streiflichter« (Petersb. 1867; 6. Aufl., Berl. 1900); »Das Salz. Eine kulturhistorische Studie« (Berl. 1873, 2. Aufl. 1901); »Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergang aus Asien nach Griechenland und Italien sowie in das übrige [56] Europa. Historisch-linguistische Skizzen« (das. 1870; 7. Aufl., hrsg. von O. Schrader und A. Engler, 1902), ein Buch, das durch seine Methode epochemachend geworden ist, wenn auch die gewonnenen Resultate vielfach der Berichtigung bedurften. Außerdem schrieb er die inhaltreichen »Gedanken über Goethe« (Berl. 1887, 4. Aufl. 1900); »Über Goethes, Hermann und Dorothea'« (hrsg. von Leitzmann und Schiemann, Stuttg. 1893, 2. Aufl. 1898); »De moribus Ruthenorum. Zur Charakteristik der russischen Volksseele«, Tagebuchblätter (hrsg. von Schiemann, das. 1892); »Reisebilder aus Italien und Frankreich« (desgl., das. 1894). Vgl. »Hehns Briefe an seinen Freund Herm. Wichmann« (Stuttg. 1890); Schrader, Viktor H., ein Bild seines Lebens und seiner Werke (Berl. 1891); Schiemann, Viktor H. (Stuttg. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 56-57.
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