Schrader

[25] Schrader, 1) Julius, Maler, geb. 16. Juni 1815 in Berlin, gest. 16. Febr. 1900 in Großlichterfelde, besuchte die Berliner, darauf fünf Jahre die Düsseldorfer Akademie, wo er Schüler Schadows wurde, hielt sich dann noch zwei Jahre in Düsseldorf auf und machte sich zuerst durch Bildnisse und ein historisches Gemälde: Vergiftungsversuch an Kaiser Friedrich II. (1843), bekannt. Von 1845–47 verweilte er in Italien, namentlich in Rom. Nach seiner Rückkehr nach Berlin widmete er sich unter dem Einfluß der belgischen Koloristen Gallait und de Bièfve besonders der Geschichtsmalerei. Seine Hauptwerke sind: die Übergabe von Calais (1847, Nationalgalerie in Berlin), Wallenstein und Seni (1850), die Tochter [25] Jephthas, der Tod Leonardo da Vincis (1851, Ravené-Galerie in Berlin), Karl I., von seiner Familie Abschied nehmend (1855, Nationalgalerie), Esther vor Ahasver (1856, Nationalgalerie), die Morgenwacht (1858), die schlafwandelnde Lady Macbeth (1860), Abschied Oldenbarneveldts, Huldigung der Städte Berlin und Köln (1874, Nationalgalerie), die Anbetung der Weisen (1885, Stadtkirche in Elbing). Er hat auch weibliche Einzelfiguren gemalt. Von seinen Bildnissen sind die A. v. Humboldts und L. Rankes (Nationalgalerie) zu nennen. S. war von 1856–92 Lehrer an der Berliner Akademie und seit 1853 Mitglied ihres Senats.

2) Wilhelm, Pädagog, geb. 5. Aug. 1817 in Harbke (Provinz Sachsen), studierte in Berlin Philosophie und Philologie, wurde 1846 Gymnasiallehrer in Brandenburg, als solcher 1848 und 1849 Abgeordneter zum deutschen Parlament in Frankfurt a. M., 1853 Gymnasialdirektor in Sorau und 1856 Provinzialschulrat in Königsberg. Dort war er 1858–1873 zugleich Direktor der wissenschaftlichen Prüfungskommission und des von ihm begründeten pädagogischen Seminars. S. gehörte 1873 und 1890 den Konferenzen für das höhere Schulwesen in Berlin an und war seit 1875 wiederholt Präses der Generalsynode der evangelischen Landeskirche in Preußen. 1883 wurde er Kurator der Universität Halle, deren theologische Fakultät ihn bereits 1881 honoris causa zum Doktor ernannt hatte, 1902 trat er in den Ruhestand. Außer kleinern Abhandlungen und einer Biographie des Kanzlers K. G. v. Goßler (Berl. 1886) gab er heraus: »Erziehungs- und Unterrichtslehre für Gymnasien und Realschulen« (5. Aufl., das. 1889; neue Ausg. 1893); »Die Verfassung der höhern Schulen« (3. Aufl., das. 1889); »Geschichte der Friedrichs-Universität zu Halle« (Halle 1894, 2 Tle.) und leitete vom 7. Bande der zweiten Auflage an die von Schmid begründete »Enzyklopädie des Unterrichtswesens«. Vgl. seine autobiographische Schrift »Erfahrungen und Bekenntnisse« (Berl. 1900).

3) Eberhard, Bibelkritiker, später Assyriolog, geb. 5. Jan. 1836 in Braunschweig, studierte in Göttingen, wo er sich besonders Ewald anschloß, Theologie und orientalische Sprachen und gewann hier 1858 mit einer Abhandlung über das Wesen der äthiopischen Sprache (gedruckt 1860) den akademischen Preis. 1862 nach Zürich berufen, wurde er hier 1863 zum ordentlichen Professor der Theologie befördert, ging 1870 in gleicher Eigenschaft nach Gießen, 1873 nach Jena und wurde 1875 als Professor der orientalischen Sprachen und Mitglied der Akademie der Wissenschaften nach Berlin berufen. Erstreckten sich seine frühern Arbeiten vornehmlich auf das Gebiet der alttestamentlichen Kritik, wie die »Studien zur Kritik und Erklärung der biblischen Urgeschichte« (Zür. 1863), die Neubearbeitung von De Wettes »Einleitung in das Alte Testament« (8. Aufl., Berl. 1869) etc., so wandte er sich später überwiegend der Erforschung der assyrischen Schrift, Sprache und Geschichte auf Grund der Monumente zu, für welche Studien er in Deutschland bahnbrechend wirkte. Seine Hauptwerke auf diesem Gebiete sind: »Die assyrisch-babylonischen Keilinschriften« (Leipz. 1872); »Die Keilinschriften und das Alte Testament« (Gieß. 1872, 2. Aufl. 1883; 3. Aufl., von Zimmern und Winckler neu geschrieben, 1901–02) und »Keilinschriften und Geschichtsforschung« (das. 1878), worin er die von A. v. Gutschmid erhobenen Einwände gegen die Methode und Ergebnisse der Keilschriftforschung eingehend beantwortete und widerlegte. Andre seiner Schriften sind: »Die Höllenfahrt der Istar, ein altbabylonisches Epos« (mit Text, Übersetzung, Kommentar und Glossar, Gieß. 1874); »Zur Frage nach dem Ursprung der altbabylonischen Kultur« (Berl. 1884) sowie eine Reihe von Spezialuntersuchungen in den Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1877 ff.). In Verbindung mit jüngern deutschen Assyriologen gibt er u. d. T.: »Keilinschriftliche Bibliothek« eine Sammlung von assyrischen und babylonischen Texten in Umschrift und Übersetzung heraus (Berl. 1889 ff.).

4) Otto, Sprachforscher, geb. 28. März 1855 in Weimar, studierte in Jena und Leipzig, wurde 1887 Gymnasiallehrer in Jena, habilitierte sich außerdem 1887 an der dortigen Universität und wurde 1890 zum außerordentlichen Professor ernannt. Seine Hauptwerke, dem Gebiete der indogermanischen Altertumskunde angehörend, sind: »Sprachvergleichung und Urgeschichte« (Jena 1883, 3. Aufl. 19067 engl. von Jevons, Lond. 1890); eine Neubearbeitung von V. Hehns »Kulturpflanzen und Haustiere« (6. u. 7. Aufl., mit botanischen Beiträgen von A. Engler, Berl. 1894 u. 1902) und das »Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde« (Straßb. 1901). Kleinere Arbeiten sind: »Die älteste Zeitteilung des indogermanischen Volkes« (Berl. 1878), »Tier- und Pflanzengeographie im Lichte der Sprachforschung« (das. 1883), »Viktor Hehn« (das. 1891), »Die Schwiegermutter und der Hagestolz« (Braunschw. 1904).

5) Heinrich Adolf, Botaniker, s. Schr.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 25-26.
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