Jephtha

[228] Jephtha, Richter in Israel, natürlicher Sohn Gileads, ward von seinen Stammesgenossen, nachdem er aus seinem Besitz vertrieben war und ein Freibeuterleben im Lande Tob geführt hatte, zum Anführer gegen die Ammoniter gewählt. Als solcher gelobte er, Gott, falls er ihn siegen lasse, das zu opfern, was ihm bei der Rückkehr zuerst aus seinem Haus entgegenkomme. Es war dies seine schon erwachsene Tochter, sein einziges Kind, die er auch, nachdem sie 2 Monate lang mit ihren Gespielinnen in den Bergen ihre Jungfrauschaft beweint hatte, opferte (Buch der Richter, Kap. 11). Neuere Bibelforscher sehen in ihm eine ostjordanische Heroenfigur und erklären die Opferung seiner Tochter als eine mit einem gileaditischen Volksfest in Verbindung stehende Legende. – Die biblische Erzählung von Jephtas Tochter ist häufig Gegenstand dramatischer Bearbeitung gewesen, so von Hans Sachs, im 17. Jahrh. von dem Holländer Vondel, dann von Christian Weise (»Der Tochtermord«, 1679, Musik von Edelmann), in neuerer Zeit von Joh. Ludw. Ewald (1808), Ludwig Robert (1820), J. W. Hutterus (1856). Mehrfach erfolgten auch musikalisch-dramatische Bearbeitungen, z. T. als geistliche Opern (biblische Bühnenspiele), so von Joh. Heinr. Rolle (1784, »Mehala, die Tochter Jephtha«), J. Meyerbeer (»Jephthas Tochter«, 1813), italienische Opern von Pollarolo (1692), P. Generali (1827), eine spanische von Cepeda (1845), eine französische von M. Montéclair (1732, Text von Abbé Pellegrin), besonders häufig aber als nicht auf szenische Ausführung reflektierende Oratorien, z. B. von G. Carissimi (ca. 1660), A. Draghi (1690), A. Lotti (1712), G. Porsile (1724), Händel (1751), Sacchini (ca. 1770), P. Guglielmi (1785), J. H. Clasing (ca. 1820), Bern h. Klein (1828), W. Claussen (1865) und Karl Reinthaler (ca. 1870). Auch bildet die Erzählung einen beliebten Vorwurf der neuern Malerei (Portaels, Henry Lehmann, Österley, Schrader).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 228.
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