Herzhypertrophie

[251] Herzhypertrophie (Hypertrophia cordis), Vermehrung der Muskelsubstanz des Herzens, stets eine Folge vermehrter Widerstände im Blutkreislauf, die notwendig eine vermehrte Arbeit des Herzens erfordern. Liegt die Kreislaufsstörung im Bereich des großen Körperkreislaufs, so vergrößert sich die linke, liegt sie im Lungengefäßsystem, die rechte Kammer. Die häufigsten Ursachen der H. für die linke Herzhälfte sind Fehler der Klappen zwischen der großen Körperschlagader (Aorta) und der linken Herzhälfte, Erkrankungen der Arterien und Nierenaffektionen, für die rechte Hälfte Mitralisfehler, Lungenemphysem, Schwindsucht. Auch häufig wiederholte Überfüllung des Gefäßsystems bei Biertrinkern, ferner namentlich dauernde oder häufig wiederkehrende nervöse Erregungen des Herzens, z. B. durch Alkoholgenuß, Masturbation, Basedowsche Krankheit führen zu H. Diese Ursachen bewirken nicht bedingungslos eine H., sondern nur unter guten Ernährungsverhältnissen des Herzmuskels. Die H. ist als eine Art von Heilungsvorgang, als Ausgleich oder Kompensation zu betrachten. Leichte Grade der H. sind oft schwer zu erkennen, in andern Fällen wird das Herz so groß, daß es als Ochsenherz (Cor taurinum s. bovinum) bezeichnet wird. Eine Behandlung ist unmöglich, nach dem Gesagten auch nicht erforderlich; zu vermeiden sind große Anstrengungen, Bergsteigen, Tanzen, reichliches Trinken, Alkoholgenuß sowie alles, was dem Herzen zu seiner durch das Grundleiden bedingten Mehrarbeit neue Anstrengungen auferlegt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 251.
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