Hexenschuß

[302] Hexenschuß (Lumbago), Lenden- und Kreuzschmerz, der plötzlich eintritt und das Beugen des Rückens hindert, bei jedem tiefen Atemzug oder Hustenstoß einen empfindlichen Schmerz im Rücken hervorruft, ist in der Regel einfacher Rheumatismus der Lendenmuskeln oder beruht auf einer Stauung in den das Blut von dem Rückenmark ableitenden Venen. Diese treten mitsamt den vom Rückenmark abgehenden sensibeln Nerven durch einen knöchernen Ring, gebildet von den aneinander stoßenden untern und obern Bogen je eines Wirbels. In diesem Knochen ring kann der Nerv nicht ausweichen, wenn das in der Vene stauende Blut auf ihn drückt. Da nun mit jedem tiefen Atemzug und Hustenstoß eine Venenstauung eintritt, so muß hierbei die prall gefüllte Vene auf den Nerv drücken und erzeugt die Schmerzen. Beim H. liegt der Patient am besten zu Bett, denn Wärme und Ruhe reichen zur Heilung des Übels hin, die meist schon nach wenigen Tagen erfolgt. Schnellere Besserung tritt ein, wenn man einige Senfteige oder rasch hintereinander einige heiße trockne Umschläge (daher das Volksmittel des »Plättens«) oder einige blutige Schröpfköpfe auf die schmerzhafte Gegend bringt. Der Name stammt daher, daß man annahm, die Hexen könnten ohne äußere Verwundung einem Menschen oder Tier durch Bildzauber (s. d.) und vermittelst eines sogen. Albschosses (Albgeschoß) allerlei schädliche Dinge in den Körper hexen, namentlich Tiere (gute Dinger oder Holden), Haarballen, Nägel, Nadeln etc. (vgl. Clausura nigromantica).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 302.
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