Interlaken

[886] Interlaken (v. lat. inter lacus, »Zwischen Seen, Unterseen«), Bezirkshauptort im schweizer. Kanton Bern, 567 m ü. M., am linken Ufer der Aare und an den Linien Därligen-Bönigen (Bödelibahn) und I.-Thun (Thuner See-Bahn), durch einen 2772 m langen Kanal mit dem Thuner See und durch Bergbahnen mit Grindelwald, Lauterbrunnen, Mürren und der Schynigen Platte verbunden, mit (1900) 2987 meist evang. Einwohnern. Der Ort umfaßt zunächst nur die Gebäudegruppe um das ehemalige Augustinerkloster und den südlich davon bis zum Kleinen Rugen liegenden ehemaligen Ort Aarmühle, im weitern Sinn aber das ganze Ufergelände der Aare im Bödeli, das südwärts angrenzende Dorf Matten (1594 Einw.) und das am rechten Flußufer gelegene Stadtchen Unterseen (2610 Einw.). Das milde Klima (mittlere Jahrestemperatur 8,79°, in den Monaten Juli bis September durchschnittlich 17–21°), durch die Gebirgswände des Harder und Beatenbergs gegen Nordwinde geschützt und im Sommer durch die Seeluft abgekühlt, das liebliche Tal (Bödeli) und die Lage als Vorhalle der großartigen Hochgebirgswelt machen I. für Brust- und Nervenschwache zuträglich und zum Hauptquartier für die Touristen im Berner Oberland, ja selbst der Schweiz (Zahl der 1901 abgestiegenen Personen 322,345). Mittelpunkt des Fremdenverkehrs ist der Höheweg (mit großartiger Aussicht auf die Jungfrau), eine Allee herrlicher Nußbäume, an der sich eine Straße von palastartigen Hotels hinzieht. Die schönsten Ausflüge, die von I. aus gemacht werden, gehen nach der Heimwehfluh, zum Hohbühl, auf die Schynige Platte, auf den Abendberg etc. oder weiter in die Zweigtäler der Lütschine, das gletscherreiche Grindelwald und das durch 20 Wasserfälle geschmückte enge Lauterbrunnen, oder[886] auch nach dem nördlich vom Thuner See gelegenen Kurort St. Beatenberg (1148 m), dem Faulhorn, Gießbach, Brienz, Brienzer Rothorn, Meiringen, dem Brünig und höher in das Oberhasli (s. Hasletal), über die Grimsel zum Rhonegletscher etc. Die ganze, m der Saison außerordentlich belebte, mit Ortschaften (Unterseen, I., Matten, Bönigen, Gsteig, Wilderswil, Mülinen) besäte, wohl angebaute Ebene des Bödeli, rings von Gebirgen eingerahmt, bildet einen Talkessel der von See zu See eilenden Aare, der von Lauterbrunnen die Lütschine (jetzt in den Brienzer See geleitet) zuströmt. Neben dem Fremdenverkehr sind als Erwerbsquellen zu nennen die Holzschnitzerei und die Parkettfabrikation. I. war im Mittelalter der Sitz eines um 1130 gestifteten Augustinerklosters, das 1528 einging; das daneben entstandene Frauenkloster war schon 1484 aufgehoben. Eine Molkenkuranstalt entstand schon vor 100 Jahren. Vgl. Meyer-Ahrens, I. als klimatischer und Molkenkurort (Bern 1869); Gelpke, I. in historischer, klimatischer und ästhetischer Beziehung (das. 1870); Delachaux, Der klimatische Luftkurort I. (Interlaken 1885); »I. und Umgebungen« (Zür. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 886-887.
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