Leuchsenring

[457] Leuchsenring, Franz Michael (oder, wie er sich auch nannte: Monsieur Liserin), empfindsamer Literat der Genieperiode des 18. Jahrh., geb. 1746 zu Langenkandel im Elsaß, gest. Anfang Februar 1827 in Paris, wurde 1769 Unterhofmeister beim Erbprinzen von Darmstadt und mit Fr. H. Jacobi, Herder, Goethe und dem Merckschen Kreis in Darmstadt bekannt, die aber fast sämtlich bald mit ihm brachen, da ihm niemand traute. Goethe verspottete ihn in seinem Fastnachtsspiel vom »Pater Brey«. L. kam 1782 nach Berlin, wo er mit Nicolai, Biester[457] und Mendelssohn in Verbindung trat. Die geheimen Gesellschaften hatten stets für ihn einen großen Reiz. Schon in Leiden, wo er eine Zeitlang mit dem Erbprinzen verweilt hatte, wollte er einen Orden der Empfindsamkeit stiften; später wurde er eifriges Mitglied des Illuminatenordens. Anderseits richtete er sein Augenmerk auf geheime Bestrebungen im Geiste des aufgehobenen Jesuitenordens. Seine vermeintliche Entdeckung einer katholischen Verschwörung zur Wiedergewinnung des verlornen Gebiets, über die er 1786 in der Berliner Monatsschrift berichtete, erregte großes Aufsehen und eine lebhafte Polemik. 1792 trieb ihn die Begeisterung für die französische Revolution nach Paris, er fühlte sich aber bald enttäuscht und verstimmt, zumal da seine Ehe mit einer frühern schwärmerischen Verehrerin, der preußischen Hofdame Fräulein v. Bielfeld, sehr unglücklich ausfiel. Vgl. Goethe, Dichtung und Wahrheit, Buch 13; Varnhagen v. Ense, Vermischte Schriften, Bd. 4; Bollert, Beiträge zu einer Lebensbeschreibung von F. M. L. (im »Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur Elsaß-Lothringens«, Bd. 17, Straßb. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 457-458.
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