Lysōl

[6] Lysōl, aus kresolreichem Teeröl mit fettem Öl und Kalilauge dargestelltes Präparat, eine Lösung von Kresolen, von denen es ca. 50 Proz. enthält, in Seife, bildet eine neutrale, ölartige, braune Flüssigkeit, riecht kreosotartig, siedet bei 187–210°, ist in Wasser, Alkohol und Glyzerin in jedem Verhältnis klar löslich, auch mit Fetten und fetten Ölen mischbar. Letztere Mischung gibt mit Wasser eine Emulsion. Die wässerige Lösung fühlt sich schlüpfrig an und schäumt wie Seifenlösung. L. besitzt ein großes Lösungsvermögen für verschiedene Substanzen, und hierauf beruhen seine reinigenden Eigenschaften. Auf Grund dieser und seiner starken desinfizierenden und antiseptischen Wirkung, welche diejenige der Karbolsäure bei geringerer Giftigkeit übertrifft, benutzt man es, wo mit der Reinigung eine gründliche Desinfektion verbunden werden soll, so zum Waschen der Hände, des Körpers, der Wäsche, Fußböden, Wände, Möbel, Straßen etc., zum Spülen der Klosette, Ausgüsse, Nachtgeschirre. Ferner benutzt man es bei Entbindungen, in der Chirurgie, namentlich auch bei Behandlung von Krankheiten und Wunden der Haustiere, gegen Pflanzenparasiten, zum Konservieren von Tierhäuten und Holz, gegen Hausschwamm etc. Zur Desinfektion der Hände dient eine 1 proz. Lösung, für Instrumente 0,25, für Wunden 0,25–0,5, für Exkremente, Auswurf eine gleiche Menge 10 proz. Lösung. L. wurde auch äußerlich gegen kleine Flechte, äußerlich und innerlich gegen Krebs empfohlen. L. ist giftig, und in neuester Zeit ist es sehr häufig zur Ausübung von Selbstmord benutzt worden. Bei Lysolvergiftung ist vor allem der Magen gründlich auszuspülen; reichliche Zufuhr von Flüssigkeit und Abführmittel sind unterstützende Maßregeln.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 6.
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