Madách

[29] Madách (spr. mădātsch), Emerich, ungar. Dichter, geb. 21. Jan. 1823 zu Alsó-Sztregova im Neográder Komitat, gest. 5. Okt. 1864 in Balassa-Gyarmath, wurde nach dem üblichen Studiengang Vizenotar, dann Oberkommissar in seinem Heimatskomitat, nahm, durch Krankheit verhindert, am Revolutionskrieg nicht teil, wurde aber dennoch, weil er einem Flüchtling Unterkunft gewährt, im August 1852 in Hast genommen und erst nach Jahresfrist wieder freigelassen. Gegen häusliches Mißgeschick suchte er Trost in der Poesie und schrieb sein aus Goethe-, Byron- und Schopenhauer-Reminiszenzen hervorgegangenes philosophisches Gedicht »Az ember tragédiája« (»Die Tragödie des Menschen«, 1861; deutsch von Dietze, Pest 1865; von Siebenlist, Preßb. 1886; von Sponer, Leipz. 1891; von Lechner in Reclams Universal-Bibliothek; von Ludwig Dóczi, 3. Aufl., Stuttg. 1893), worin er die Geschicke der Menschheit vom Anfang bis zur Gegenwart darstellt und ziemlich pessimistische Ansichten verrät. Infolge dieses Werkes, das mit großer Begeisterung aufgenommen wurde und in E. Paulays Bühnenausgabe (1883; übersetzt von A. Fischer, 2. Aufl., Leipz. 1886) noch heute das beliebteste Repertoirestück des ungarischen Nationaltheaters ist, wählten ihn die Kisfaludy-Gesellschaft 1862, die ungarische Akademie 1863 zum Mitglied. Das interessante Werk wurde in deutscher Sprache (in O. Blumenthals Bearbeitung) mit Erfolg auch in Hamburg, Wien und Prag ausgeführt. Eine Sammlung von Madachs Werken, die im übrigen aus lyrischen Gedichten und dramatischen Fragmenten bestehen, veranstaltete Paul Gyulai (Budapest 1880, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 29.
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