Magnetokathodenstrahlen

[94] Magnetokathodenstrahlen (Plückerstrahlen), Strahlen, die sich von gewöhnlichen Kathodenstrahlen (Hittorfstrahlen) dadurch unterscheiden, daß sie sich im Magnetfelde nicht in Form von Spiralen um die Magnetkraftlinien herumwickeln, sondern genau diesen Kraftlinien folgen, auch dann, wenn dieselben beliebig gekrümmt sind. In Figur 15 auf der Tafel zum Artikel »Elektrische Entladungen« sieht man beide Strahlenarten nebeneinander, ein blaues Bündel in der Achse des Magnets, die M., und eine blaue Spirale, die gewöhnlichen Kathodenstrahlen. In den Figuren 7, 8 und 17 sind nur M. zu sehen. Solange die Stärke des Magnetfeldes unter einem »kritischen Wert« bleibt, treten M. nicht auf, beim Überschreiten desselben erscheinen sie plötzlich und führen einen derartigen »Spannungssturz« der Elektroden herbei, daß die gewöhnlichen Kathodenstrahlen in der Regel unmöglich werden und verschwinden. Der Spannungssturz wird um so größer, je größer die Stärke des Magnetfeldes, und entsprechend wächst die Stromstärke und die Länge der M., die in hinreichend langen Röhren sich auf mehrere Meter ausdehnen kann. Die M. scheinen gewissermaßen durch die magnetische Kraft aus der Kathode herausgezogen zu werden, ähnlich wie die Kathodenstrahlteilchen durch die elektrische Kraft davon fortgetrieben werden. Eine elektrische Ladung wie die Kathodenstrahlen haben die M. nicht, und im elektrischen Felde werden sie nach Villard senkrecht zu den Kraftlinien abgelenkt, ähnlich wie Kathodenstrahlen im Magnetfeld, und zwar um so stärker, je schwächer das Magnetfeld ist. Vgl. O. Lehmann in den Verhandlungen des Karlsruher naturwissenschaftlichen Vereins, Bd. 18 (Karlsr. 1905).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 94.
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