Maulwurfsgrille

[461] Maulwurfsgrille (Gryllotalpa Latr.), Insektengattung aus der Ordnung der Geradflügler und der Familie der Grabheuschrecken (Gryllidae), Insekten mit fast kegelförmigem Kopf, zwei Nebenaugen, mäßig langen Fühlern, großem, eiförmigem Prothorax, zu mächtigen, gezahnten Grabwerkzeugen umgestalteten Vorderbeinen, deren dreieckige, fingerförmig gezahnte Schienen in die scharfe Unterkante des Schenkels einschlagbar sind, und plumpem Hinterleib mit zwei pfriemenförmigen Reisen, zwischen denen sich vom Rücken her die Vorderränder der sehr zarten Hinterflügel in Gestalt grätenartiger Spitzen sanft nach unten biegen. Die gemeine M. (Werre, Erd-, Moldwolf, Erdkrebs, Erdgrille, Reutwurm, G. vulgaris Latr., s. Tafel »Geradflügler II«, Fig. 4), 5 cm lang, fast vollständig mit kurzem, rostbraunem, seidenglänzendem Filz bedeckt, auf den Flügeldecken schwarz geädert, unterhalb ledergelb, an den Vorderbeinen rotbraun, ist überall häufig, lebt fast ausschließlich in selbstgegrabenen Gängen unter der Erdoberfläche, besonders in lockerm sandigen Boden, und beschädigt die Wurzeln der Kulturgewächse; sie frißt Engerlinge und andres Gewürm, ist sehr gefräßig, und das Weibchen frißt die eignen Jungen. Die Männchen zirpen, solange die Sonne nicht über dem Horizont ist, und fliegen auch unbehilflich umher. Das befruchtete Weibchen gräbt einige schneckenförmig gewundene Gänge und macht in deren Mitte, etwa 10 cm unter der Erdoberfläche, ein Nest, in das es in einer zusammengesponnenen Erdhülle 200–300 Eier legt. Über dem Nest beißt es alle Wurzeln ab und lockert die Erde, so daß ein platzweises Absterben von Pflanzen ein derartiges Nest verrät. Das Weibchen bewacht die Eier, bis die Jungen auskriechen, stirbt aber wohl vor dem Winter. Die Larven schlüpfen im Juli aus, gehen im September etwas tiefer, überwintern und erlangen mit der fünften Häutung im nächsten Juni die Reise. Zur Vertilgung der Maulwurfsgrillen sucht man die Nester auf, gießt Wasser in die Baue oder vergräbt Töpfe im Verlauf der Röhren, so daß die Tiere hineinfallen müssen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 461.
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