Melozzo da Forlì

[583] Melozzo da Forlì, eigentlich M. degli Ambrosi, ital. Maler, geb. 1438 in Forlì, gest. daselbst 8. Nov. 1494, war ein Schüler Pieros della Francesca und vorzugsweise als Freskomaler in Forlì, Rom (unter Sixtus IV.) und Urbino tätig, wo er auch den Einfluß der niederländischen Schule durch Justus von Gent empfing. Sein Fresko: die Übergabe der vatikanischen Bibliothek durch Sixtus IV. an Platina, zwischen 1477 und 1480 gemalt (jetzt auf Leinwand übertragen[583] in der vatikanischen Bibliothek), ist in der Art des Piero della Francesca behandelt. 1472 schmückte M. die Tribüne von Santi Apostoli in Rom mit der Himmelfahrt Christi aus (jetzt zerstückelt im Quirinal und in der Sakristei von St. Peter, wo sich drei Apostelköpfe und elf Halbfiguren musizierender Engel, seine schönsten Werke, befinden). Um 1474 malte er sieben Bilder mit Allegorien der Wissenschaften und Künste für den vom Herzog Federigo da Montefeltre erbauten Palast in Urbino, von denen zwei (die Dialektik und die Astronomie) nach Berlin (Kaiser Friedrich-Museum), zwei andre (Musik und Rhetorik) in die Nationalgalerie zu London gekommen sind. Die drei übrigen sind verschollen. M. war mit dem Grafen Girolamo Riario eng befreundet. Als der Graf zum Statthalter von Forlì ernannt wurde (nach 1480), kehrte M. wahrscheinlich mit ihm dahin zurück. Seine Bedeutung liegt in der kühnen Anwendung der perspektivischen Verkürzungen beim Blick von unten nach oben, worin er seiner Zeit weit vorangeschritten war. Er war auch ein tüchtiger Kolorist, und seine Gestalten sind voll Würde, rein in der Zeichnung und von freier Bewegung. Vgl. Schmarsow, M. d. F. (Stuttg. 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 583-584.
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