Neuber

[539] Neuber, Friederike Karoline, Schauspielerin, geb. 9. März 1697 zu Reichenbach im Vogtland als Tochter des Advokaten Weißenborn, gest. 30. Nov. 1760, entfloh mit ihrem Geliebten, dem Gymnasiasten J. Neuber, 1718 zu der Spiegelbergschen Schauspielertruppe in Weißenfels, dann zur Haacke-Hofmannschen Truppe, die sie 1725 nen organisierte, und mit der sie nach Leipzig ging. Als Direktorin dieser Truppe zog sie die besten Talente an sich heran und wußte mit ihnen für die damalige Zeit Außerordentliches zu leisten. In die Ideen Gottscheds eingehend, half sie ihm das regelrechte Drama auf der deutschen Bühne einbürgern und stürzte 1737 den Hanswurst, der bis dahin auf der deutschen Bühne eine Hauptrolle gespielt hatte. 1740 folgte sie einem Rufe nach Petersburg, kehrte dann nach Leipzig zurück, überwarf sich aber mit Gottsched und sah sich 1743 gezwungen, ihre Gesellschaft aufzulösen. Auch nachdem sie diese 1744 neu organisiert hatte, mußte sie ihr 1750 abermals den Abschied geben und versuchte nun noch einmal 1753 ihr Glück als Schauspielerin in Wien, aber ohne Erfolg. Von der Bühne gänzlich zurückgezogen, starb sie in Dürftigkeit in Laubegast bei Dresden. Hier setzten ihr Kunstfreunde 1776 ein Denkmal, das 1852 und 1877 erneuert wurde. Das Auftreten der »Neuberin«, einer energischen, sein gebildeten Frau, bildet den Hauptwendepunkt in der Geschichte der deutschen Schauspielkunst. Indem sie dem regelrechten Drama theatralisch zu seinem Rechte verhalf, reformierte sie zugleich das Spiel und machte sich auch um eine Verbesserung des Kostüms und der theatralischen Musik verdient. Das von ihr verfaßte »Deutsche Vorspiel« (1734) wurde zur Feier ihres 200jährigen Geburtstags herausgegeben von A. Richter (Leipz. 1897, mit Verzeichnis ihrer Dichtungen). Vgl. v. Reden-Esbeck, Karoline N. und ihre Zeitgenossen (Leipz. 1881).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 539.
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