Od

[896] Od, eine eigentümliche Kraft, die nach Karl v. Reichenbach (s. d.) eine eigne Gruppe sinnlich wahrnehmbarer Vorgänge veranlaßt, für die wir bis jetzt weder[896] ein Maß noch ein andres Erkennungsmittel haben als den menschlichen Nerv und auch diesen nur bei sensitiver Reizbarkeit. Das Od soll von sogen. Sensitiven durch das Allgemeingefühl, durch Zunge und Auge empfunden werden, und zwar in polarischer Verschiedenheit als angenehm kühle oder widrig warme Empfindung (resp. Geschmack), je nachdem es dem einen oder andern Pol von Magneten, Kristallen, organischen Wesen etc. entströmt. Alle Ab- und Zuneigungen gegen gewisse Personen, Gegenstände, Farben etc. erklärt Reichenbach durch das Od, das als lodernde Flamme oder Lichterscheinung auftreten soll an den Polen eines Magnets oder Elektromagnets, an den Polen der Kristalle, in dem chemischen Prozeß durch alle seine Stufen, so daß z. B. infolge der Verwesung der Leichname auf den Gottesäckern im Sonnen- und Mondenlicht leuchtende Gestalten auf den frischen Gräbern erscheinen etc. Die meisten Physiker haben einer solchen Naturkraft die Existenz abgesprochen, während einige Physiologen und Ärzte sich durch fortgesetzte Versuche von der Wirklichkeit einiger hierher gehörigen Erscheinungen überzeugt haben wollen. Vgl. außer den Schriften Reichenbachs: Louis Büchner, Das Od (Darmst. 1854); Fechner, Erinnerungen an die letzten Tage der Odlehre und ihres Urhebers (Leipz. 1876).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 896-897.
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