Fechner

[367] Fechner, 1) Gustav Theodor, Physiker, geb. 19. April 1801 in Groß-Särchen in der Niederlausitz,[367] gest. 18. Nov. 1887 in Leipzig, studierte seit 1817 zu Leipzig, habilitierte sich an der Universität und erhielt 1834 die ordentliche Professur der Physik. Er lieferte wertvolle Untersuchungen über den Galvanismus, über elektrochemische Prozesse und über die subjektiven Komplementärfarben. Ein Augenleiden veranlaßte ihn 1839, sich der Naturphilosophie, Anthropologie und Ästhetik zuzuwenden. Dieser Richtung gehören an seine Schriften: »Über das höchste Gut« (Leipz. 1846); »Nanna, oder über das Seelenleben der Pflanzen« (das. 1848; 3. Aufl., Hamb. 1903); »Zendavesta, oder über die Dinge des Himmels und des Jenseits« (Leipz. 1851, 3 Bde.; 2. Aufl. von Laßwitz, 1901, 2 Bde.); »Professor Schleiden und der Mond« (das. 1856); »Über die Seelenfrage« (das. 1861); »Die drei Motive und Gründe des Glaubens« (das. 1863). Er veröffentlichte ferner: »Über die physikalische und philosophische Atomenlehre« (2. Aufl., Leipz. 1864) und »Elemente der Psychophysik« (das. 1860, 2 Bde.; 2. Aufl., mit Verzeichnis von Fechners sämtlichen Schriften, 1889, 2 Bde.), sein Hauptwerk, in dem das Verhältnis der psychischen zu den physischen Erscheinungen mit Hilfe der Erfahrung und der Mathematik zu erforschen versucht wird; »In Sachen der Psychophysik« (das. 1877); »Revision der Hauptpunkte der Psychophysik« (das. 1882), in welcher Schrift er die gegen seine Psychophysik gemachten Einwürfe zu widerlegen und die Lehren derselben fester zu begründen suchte. Die Resultate seiner galvanischen Untersuchungen finden sich in den »Maßbestimmungen über die galvanische Kette« (Leipz. 1831) und in dem von ihm allein bearbeiteten fünften Band seiner Übersetzung von Biots »Lehrbuch der Experimentalphysik« (2. Aufl., bas. 1828–29, 5 Bde.); daran reihen sich: »Über die Frage des Weberschen Gesetzes und Periodizitätsgesetzes im Gebiet des Zeitsinnes« (das. 1884); »Über die Methode der richtigen und falschen Fälle in Anwendung auf die Maßbestimmungen der Feinheit oder extensiven Empfindlichkeit des Raumsinnes« (das. 1884); »Über die psychischen Maßprinzipien und das Webersche Gesetz« (in Wundts »Philosophischen Studien«, Bd. 4, das. 1887). Er übersetzte auch Thénards »Lehrbuch der Chemie« (Leipz. 1825–33, 7 Bde.) und gab heraus: »Resultate der bisherigen Pflanzenanalysen« (das. 1829); »Repertorium der neuen Entdeckungen in der Chemie« (das. 1830–33, 5 Bde.); »Repertorium der Experimentalphysik« (das. 1832, 3 Bde.); »Hauslexikon« (das. 1834–38, 8 Bde.); bis 1835 redigierte er das von ihm 1830 begründete »Pharmazeutische Zentralblatt«. Noch schrieb er drei Untersuchungen über die Holbeinische Madonna (Leipz. 1866 u. 1871); »Einige Ideen zur Schöpfungs- und Entwickelungsgeschichte der Organismen« (das. 1873); »Erinnerungen an die letzten Tage der Odlehre und ihres Urhebers« (das. 1876); »Vorschule der Ästhetik« (das. 1876, 2 Tle.; 2. Aufl., das. 1898); »Die Tagesansicht gegenüber der Nachtansicht« (das. 1879). – Unter dem Namen Dr. Mises gab er eine Sammlung vortrefflicher humoristischer Aufsätze: »Stapelia mixta« (Leipz. 1824), und mehrere kleine Schriften heraus: »Beweis, daß der Mond aus Jodine bestehe« (Germanien [Penig] 1821; 2. Aufl., Leipz. 1832)'; »Panegyrikus der jetzigen Medizin u. Naturgeschichte« (das. 1822); »Vergleichende Anatomie der Engel« (das. 1825); »Das Büchlein vom Leben nach dem Tode« (das. 1836; 5. Aufl., Hamb. 1903); »Schutzmittel für die Cholera« (2. Aufl., Leipz. 1837); »Vier Paradoxa« (das. 1846). Eine Sammlung der unter dem Namen Dr. Mises verfaßten ältern kleinen Schriften erschien 1875. Seine eben falls unter diesem Pseudonym erschienenen »Gedichte« (Leipz. 1841) sowie das »Rätselbüchlein« (das. 1850, 4. Aufl. 1874) enthalten viele wahrhaft poetische und sinnige Stücke. Aus seinem Nachlaß erschien: »F. und W. Preyer, wissenschaftliche Briefe. Nebst einem Briefwechsel zwischen Vierordt und F.« (Hamb. 1890) und »Kollektivmaßlehre« (hrsg. von Lipps, Leipz. 1897). Seine Biographie schrieben Kuntze (Leipz. 1891) und Laßwitz (2. Aufl., Stuttg. 1902). Vgl. auch Wundt, Gustav Th. F., Rede (Leipz. 1901); Liebe, Fechners Metaphysik, im Umriß dargestellt (das. 1903).

2) Hanns, Maler, geb. 7. Juni 1860 in Berlin, besuchte von 1877–83 die Berliner Kunstakademie und bildete sich dann bei F. Defregger in München weiter. Nachdem er anfangs Genrebilder gemalt, wendete er sich später der Bildnismalerei zu, die er jetzt fast ausschließlich pflegt. Von seinen Bildnissen, die sich durch Innigkeit und Tiefe der Charakteristik bei schlichter Auffassung und Anordnung auszeichnen, sind die hervorragendsten: Wilhelm Raabe (im Museum zu Braunschweig), General Graf Kirchbach (in der Berliner Nationalgalerie), Th. Fontane, Julius Wolff, R. Virchow, Kaiser Wilhelm II. und Friedrich d. Gr. (beide für das Kaiser Wilhelms-Realgymnasium in Berlin), Großherzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar, L. Passini, E. Curtius und Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen. Er hat auch zahlreiche Bildnisse auf Stein gezeichnet. Sammlungen seiner Lithographien wurden für das königliche Kupferstichkabinett in Berlin, für das Museum in Weimar und die Albertina in Wien angekauft. F., der herzoglich anhaltischer Professor und Konservator des anhaltischen Kupferstichkabinetts ist, lebt in Berlin. Er besitzt die kleine goldene Medaille der Berliner Ausstellung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 367-368.
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