Ortnit

[149] Ortnit, Held einer Dichtung aus dem Kreis der deutschen Heldensage, deren Inhalt in kurzem folgender ist. O., König von Lamparten (Lombardei), erfährt durch seinen Oheim, den Reußenkönig Elias, von der schönen Tochter des Heidenkönigs von Montabaur, der jedoch jedem Bewerber das Haupt abschlägt. O. beschließt, die Jungfrau zu erwerben. Mit Hilfe seines Vaters, des Zwerges Alberich, gelingt es ihm, die Königstochter zu entführen, die in der Taufe den Namen Sydrat empfängt. Der heidnische König sendet aus Rache den Jäger Velle mit zwei jungen Drachen in Ortnits Land, wo dieselben heranwachsen und große Verwüstungen anrichten; O. selbst zieht gegen sie aus und verliert im Kampfe mit ihnen das Leben. Die Dichtung weist durch Anspielungen auf morgenländische Ereignisse auf die Zeit um 1230 als Abfassungszeit in ihrer ursprünglichen Gestalt, wovon wir jedoch nur spätere Umarbeitungen besitzen. Die meisten Texte verbinden den O. mit dem Wolfdietrich (s. d.), der als eine Art Fortsetzung hier angereiht wird, indem Wolfdietrich den Tod Ortnits rächt (s. auch den Artikel »Oberon«). Herausgegeben ward die Dichtung von Mone (Berl. 1821), von Ettmüller (Zürich 1838), am besten von Amelung im »Deutschen Heldenbuch«, Bd. 3 (Berl. 1871). Vgl. Müllenhoff, Das Alter des O. (in der »Zeitschrift für deutsches Altertum«, Bd. 13, Berl. 1866); Meyer, Zum O. (ebenda, Bd. 38, 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 149.
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