Persephŏne

[605] Persephŏne (Persephassa), im griech. Mythus die Unterweltsgöttin, Tochter des Zeus und der Demeter, ward auf der nysischen Flur (nach Spätern bei Enna in Sizilien) beim Blumensuchen von Hades (Pluton) geraubt und zur Beherrscherin der Unterwelt erhoben.

Fig. 1. Persephone und Hades (Relief im Vatikan zu Rom).
Fig. 1. Persephone und Hades (Relief im Vatikan zu Rom).

Zeus versprach Demeter die Rückgabe der P., wenn sie in der Unterwelt noch nichts genossen hätte, und gewährte ihr, da P. mit Pluton bereits einen Granatapfel geteilt hatte (d.h. die Ehe eingegangen war), daß sie zwei Drittel des Jahres bei ihr auf der Oberwelt zubringen durfte. In dem Mythus spiegelt sich das Absterben und Wiederaufleben der Pflanzenwelt ab. In den Eleusinischen Mysterien wurde er als das Bild der Unsterblichkeit der Seele aufgefaßt.

Fig. 2. Demeter und Persephone, den jungen Triptolemos weihend (Relief von Eleusis, Athen).
Fig. 2. Demeter und Persephone, den jungen Triptolemos weihend (Relief von Eleusis, Athen).

Hier tritt P. als Kora (Tochter) in Verbindung mit ihrer Mutter Demeter und Jakckos (s. d.) auf, heißt aber auch, gleich jener, Despoina (»Herrin«). Bei den spätern Orphikern ist P. eine allwaltende Naturgottheit und wird vielfach mit andern mystischen Gottheiten, Hekate, Gäa, Rhea, Isis, vermengt. Bei den Römern hieß sie Proserpina und wurde neben der Auffassung als Gemahlin des Dis (s. d.) auch mit ihrer Libera (s. Liber) gleichgesetzt. Dargestellt ward P. entweder als liebliche Tochter der Demeter oder als strenge Gemahlin des [605] Hades, mit königlichen Insignien und der Fackel, dem Symbol der eleusinischen Weihen (Fig. 1, S. 605, und auch Tafel »Münzen I«, Fig. 4). Einzelbilder sind schwer zu bestimmen, da ihr Ideal mit dem ihrer Mutter mehr oder weniger zusammenfließt. Öfters erscheint sie in größern Darstellungen, besonders von der Aussendung des Triptolemos (Fig. 2), ihrer Entführung durch Hades und ihrer Rückkehr auf die Erde. Diesen Gegenstand behandeln mit Vorliebe römische Sarkophagreliefs, wie auch ihre Vereinigung mit Dionysos (als Liber und Libera), den Brautzug beider unter Begleitung von Satyrn und Mänaden. Vgl. Preller, Demeter und P. (Hamb. 1837); Förster, Der Raub und die Rückkehr der P. (Stuttg. 1874) und Analekten zum Raub und der Rückkehr der P. (»Philologus«, Supplementband 4, Götting. 1884). Eine dichterische Bearbeitung der Persephonesage enthält Goethes kleines, dem »Triumph der Empfindsamkeit« eingeschaltetes Monodrama »Proserpina«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 605-606.
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