Regenmesser

[704] Regenmesser (Hyetometer, Ombrometer, Pluviometer, Udometer), Apparat zur Messung der atmosphärischen Niederschläge, besonders von Regen und Schnee. Er besteht aus einem Sammelgefäß mit genau bekannter, horizontaler Oberfläche. Man mißt das hineingekommene Regenwasser durch Hohlmaß oder Gewicht und berechnet, wieviel Niederschlag auf die Flächeneinheit gefallen ist. Diesen Betrag gibt man jetzt allgemein (außer in den Ländern englischer Zunge) in Millimetern Regenhöhe (s. d.) an.

Regenmesser von Hellmann.
Regenmesser von Hellmann.

Zur Bequemlichkeit sind die Meßgläser mit einer Teilung versehen, die direkt die Millimeter abzulesen gestattet. Der verbreitetste R. ist der von Hellmann konstruierte, der billig, einfach zu bedienen und in einem 5 kg-Paket zu versenden ist. Er besteht (s. Abbildung und Artikel »Meteorologische Stationen«, S. 703) aus einem Auffanggefäß A mit konischem, scharfkantig[704] abgedrehtem Messingring von genau bestimmter Größe (Durchmesser 159,6 mm, Fläche 1/50 qm = 200 qcm) und einem Unterteil B, das die Sammelflasche C ent hält und das darin befindliche Wasser durch Abhaltung direkter Sonnenbestrahlung vor Verdunstung schützt. Die Niederschläge gelangen durch einen Trichter im untern Teil von A in die Sammelflasche. Da Schnee erst geschmolzen werden muß, enthält jeder vollständige R. einen doppelten Satz von A, B und C, so daß der mit Schnee gefüllte R. (A+B+C) abgehakt, zugedeckt in ein warmes Zimmer zur Schneeschmelze gestellt und durch den zweiten Satz draußen ersetzt wird. Um das Herauswehen des Schnees aus A zu verhindern, wird im Winter ein kreuzförmiger Einsatz aus Blech (D) hineingestellt. Über die Vorschriften zur richtigen Ausstellung eines Regenmessers vgl. den Artikel »Meteorologische Stationen«, S. 703. Dieser R. gibt wie alle ähnlichen Apparate nur die gesamte Menge des Niederschlages in dem Zeitraum von einer Messung zur andern; will man auch die Niederschläge zu jeder beliebigen Zeit verfolgen können, so dienen hierzu die registrierenden R., von denen der mechanisch selbsttätige von Hellmann-Fueß einfach zu bedienen ist. Der elektrisch-registrierende R. von Sprung-Fueß gestattet, die Auszeichnungen an jedem gewünschten Orte, fern vom R., stattfinden zu lassen. Schwierigkeit bietet die Registrierung im Winter, wo Schnee das Schmel-;en erforderlich macht und dabei ein Verlust durch Verdunsten entsteht, und wo Frost durch Gefrieren des Schmelzwassers das Sammelgefäß sprengt. Sprung und Hellmann haben je einen auf Wägung des Schnees beruhenden Registrierapparat konstruiert. S. auch Artikel »Meteorologische Registrierapparate«. – Die ältesten bekannten Regenmessungen einfachster Art sind im Talmud erwähnt und zwar aus den ersten zwei christlichen Jahrhunderten, während der älteste R., der schon registrierend war, von Christopher Wren (s. d.) vor 1663 konstruiert wurde.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 704-705.
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