Renier

[801] Renier (spr. rönjē), 1) Petrus Joannes, fläm. Fabeldichter, geb. 1795 in Deerlyk bei Kortrijk, gest. 29. Aug. 1859 in Kortrijk, wo er zuerst eine Kostschule dirigierte und später Kantonalschulinspektor wurde. Seine »Vlaemsche Fabelen« (Kortrijk 1840, 10. Aufl. 1859) sind die besten, welche die flämische Literatur besitzt; seine »Beginselen der vlaemsche spraekkunst« (1831) und »Heringerigt« (1840) haben ebenfalls 10 Auflagen erlebt. Seine Dichtungen, mit denen er 33mal in verschiedenen dichterischen Preiskämpfen die Ehrenmedaille davontrug, sind zum großen Teil in den »Vlaemsche mengeldichten« (Courtrai 1843) enthalten.

2) Léon, Epigraphiker, geb. 2. Mai 1809 in Charleville, gest. 11. Juni 1885 in Paris, wurde 1832 Prinzipal des Collège in Nesle, war dann in Paris Mitarbeiter am »Dictionnaire encyclopédique de la France« (Par. 1840–45, 12 Bde.), leitete die Herausgabe der »Encyclopédie moderne« (das. 1845–1851, 30 Bde.), trat 1847 bei der Bibliothek der Sorbonne ein und wurde 1860 deren Vorsteher, 1861 auch Professor der lateinischen Epigraphik am Collège de France. 1850 und 1854 bereiste er im Auftrag des Instituts zu epigraphischen Zwecken Algerien; 1856 wurde er Mitglied des Instituts; 1861 leitete er den Ankauf des Farnesischen Gartens in Rom sowie die Ausgrabungen daselbst. Sein Hauptwerk ist der »Recueil des inscriptions romaines de l'Algérie« (Par. 1855–58, unvollendet). Außerdem nennen wir: »Mélanges d'épigraphie« (Par. 1854), »Recueil de diplômes militaires« (Lief. 1, das. 1876) und die Ausgabe des Theokrit (mit franz. Übersetzung, das. 1847). 1845 begründete er die »Revue de philologie, de littérature et d'histoire ancienne«, die jedoch nach zwei Jahren wieder einging und erst 1876 durch Tournier, Havet und Graux erneuert wurde. Von den Werken Borghesis (1862–85, 9 Bde.) erschienen die ersten 8 Bände unter seiner Leitung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 801.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: