Courtrai

[322] Courtrai (spr. kurträ, fläm. Kortrijk), Hauptstadt eines Arrondissements in der belgischen Provinz Westflandern, 4 km von der französischen Grenze, zu beiden Seiten der schiffbaren Lys, Knotenpunkt an der Staatsbahnlinie Gent-Tournai, ist von alten Mauern umgeben, hat zahlreiche Kirchen (bemerkenswert sind die Martinskirche aus dem 14. Jahrh., 1862 vom Blitz getroffen und teilweise abgebrannt, seitdem wieder aufgebaut, und die 1211 vollendete Liebfrauenkirche, mit der Grabkapelle der alten Grafen von Flandern und einer Ausrichtung des Kreuzes von van Dyck), ein schönes gotisches Rathaus (1417–1610 erbaut, neuerdings restauriert, mit Fresken von Guffens und Swerts), einen Belfried, eine Börse und (1900) 33,143 Einw., die berühmtes Tafelleinen, Blonden, Spitzen etc. erzeugen (hier und in der Umgegend 8000–8200 Handwebstühle und acht Fabriken mit mechanischen Webstühlen), auch bedeutende Färbereien und große Bleichen unterhalten. Etwa 2300 Menschen beschäftigten sich 1896 im Arrond. C. mit der Anfertigung von Spitzen. C. hat eine Malerakademie, ein Museum, eine Staats-Knabenmittelschule, Gewerbeschule und ist Sitz eines Tribunals, eines Handelsgerichts und einer Handelskammer. – C., zur Römerzeit Cortoriacum, ist berühmt durch die Sporenschlacht (11. Juli 1302), wo die Weber Brügges und Yperns unter Führung Wilhelms des Jüngern von Jülich den Patriziern und deren französischen Verbündeten unter Robert von Artois eine furchtbare Niederlage beibrachten. Die auf dem Schlachtfeld gesammelten goldenen Sporen der gefallenen französischen Ritter wurden in der Groeningher Abtei als Siegeszeichen aufbewahrt. 1382 ward C. von den Franzosen, die auch im 17. und 18. Jahrh. den Ort wiederholt durch Belagerung heimsuchten, ausgeplündert und eingeäschert. Am 31. März 1814 hier Sieg der Franzosen über die Sachsen und andre deutsche Truppen unter Thielmann. Vgl. Mussely, Inventaire des archives de la ville de C. (Courtrai 1854 bis 1870, 2 Bde.); van de Putte, Chronique et cartulaire de l'abbaye de Groeninghe à C. (Brügge 1872); Pirenne, La version flamande et la version française de la bataille de C. (Gent 1892); G. Köhler, Die Schlachten von Tagliacozzo und C. (Bresl. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 322.
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