Guffens

[500] Guffens, Godefried, belg. Maler, geb. 22. Juli 1823 in Hasselt, bildete sich in Gemeinschaft mit Jan Swerts (s. d.) auf der Akademie in Antwerpen unter N. de Keyser, ging dann mit Swerts nach Italien, wo sie Michelangelo und Raffael studierten, und von da nach Deutschland. In der Absicht, in Belgien die monumentale Malerei einzuführen, lernten beide Künstler die Schöpfungen von Cornelius, Overbeck, Schnorr und Kaulbach kennen und versuchten im Anschluß an diese Meister nach ihrer Rückkehr den idealen Stil der neudeutschen Klassiker in Wandgemälden nachzuahmen. Ihr erstes gemeinsames Werk war die Ausschmückung der Kirche zu St.-Nicolas bei Antwerpen mit einem Bilderzyklus aus dem Leben der Maria und andern dogmatischen Kompositionen, welche die Heilsbotschaft und die Erlösung gegenüber dem Gesetz verherrlichen sollen. Ferner malte G. in der Kapelle des heil. Ignatius im Jesuitenkollegium zu Antwerpen 14 Bilder mit den Stationen des Kreuzwegs. Sein und Swerts' Hauptwerk ist die Ausmalung der St. Georgskirche in Antwerpen (1859–71) mit einem Bilderzyklus, der das Leben Jesu und die Erlösung behandelt und ganz im Geist von Cornelius und Overbeck gehalten ist. Im Schöffensaal der Halle zu Ypern stellte G. den Einzug Philipps des Kühnen in Ypern 1384, im Rathaus zu Courtrai den Ausbruch des Grafen Balduin von Flandern zum Kreuzzug im J. 1202 (1873–75) dar. Später hat G. noch die Taufkapelle in der St. Quintinskirche zu Hasselt und das Chor der St. Josephskirche in Löwen ausgemalt. Er hat auch eine Reihe von Ölgemälden ausgeführt, von denen Rouget de Lisle, zum erstenmal die Marsellaise singend (Philadelphia, Akademie), Lucretia unter den römischen Frauen, die Rückkehr von der Grablegung (Prag, Rudolfinum) und der Tod des heil. Hermann hervorzuheben sind. G. lebt in Brüssel. Vgl. Riegel, Geschichte der Wandmalerei in Belgien seit 1856 (Berl. 1882).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 500.
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