Keyser

[873] Keyser, 1) Hendrik de, niederländ. Architekt und Bildhauer, geb. 1567 in Utrecht, gest. 15. Mai 1621 in Amsterdam, war Schüler von Cornelius Bloemaert und ging später nach Amsterdam, wo er im Dienste der Stadt die Zuiderkirche (1603–18), die Noorderkirche (1620–23), die Westerkirche (1620) und andre monumentale und private Bauwerke im Stile der holländischen Renaissance ausführte. Von seinen in gleichem malerischen Stil ausgeführten Bildwerken sind das Denkmal Wilhelms von Oranien in Delft und das Bronzedenkmal des Erasmus in Rotterdam die hervorragendsten.

2) Thomas de, holländ. Maler, geb. 1596 oder 1597 in Amsterdam als Sohn des Bildhauers Hendrik de K., war daselbst sein Leben lang als Bildnismaler tätig und starb im Juni 1667. Über seine Lebensumstände und über seine Ausbildung ist nichts Sicheres bekannt. Wie seine Werke erkennen lassen, hat er sich jedoch nach den ältern Amsterdamer Malern Aert Pietersz und Cornelius van der Voort gebildet. Mit Hals, Rembrandt und van der Helst gehört er zu den ausgezeichnetsten Porträtmalern der holländischen Schule. Er verbindet außerordentliche Klarheit der Färbung und ein seines koloristisches Gefühl mit Energie der Auffassung und Schärfe der Zeichnung. Seine Hauptwerke sind: ein Schützenstück von 1633 (Stadthaus in Amsterdam), zwei Gruppenbildnisse (Reichsmuseum daselbst), die vier Bürgermeister (1638, im Haag), die Bildnisse eines ältern Mannes und seines Sohnes und einer ältern Frau und ihrer Tochter, beide Paare als Stifter eines Altarbildes dargestellt, die Bildnisse eines Ehepaares mit seinen Söhnen und Töchtern (im Berliner Museum) und eine Frau mit einem jungen Mann an einem Tisch (1650, Münchener Pinakothek).

3) Jakob Rudolf, norweg. Historiker und Sprachforscher, geb. 1. Jan. 1803 in Christiania, gest. 8. Okt. 1864, ward an der dortigen Universität, nachdem er 1825–27 auf Island altnordische Sprachstudien betrieben, 1828 Dozent und 1837 Professor der Geschichte. Außer mehreren kritischen Ausgaben alt nordischer Texte (in Gemeinschaft mit C. R. Unger) veröffentlichte er die vorzüglichen Urkundensammlungen und Schriften: »Norges gamle love indtil 1387« (mit P. A. Munch, Christ. 1846–49, 3 Bde.); »Nordmändenes Religionsforfatning i Hedendommen« (1847); »Den norske Kirkes Historie under Katholicismen« (1856–58, 2 Bde.). Nach seinem Tode erschienen: »Efterladte Skrifter« (1866–67, 2 Bde.), »Norges Historie« (bis 1387 reichend, 1866 bis 1870, 2 Bde.) und »Samlede Afhandlinger« (1868), sämtlich von O. Rygh herausgegeben.

4) Nicaise de, niederländ. Maler, geb. 26. Aug. 1813 in Sandvliet bei Antwerpen, gest. 17. Juli 1887 in Antwerpen, besuchte die Kunstakademie daselbst und unternahm dann mehrjährige Reisen nach dem Auslande. 1834 malte er eine Kreuzigung Christi für eine katholische Kirche in Manchester, wendete sich aber nach mehreren andern Versuchen in der religiösen Malerei der vaterländischen Geschichte zu. Eine seltene Begabung, das Schlachtengetümmel übersichtlich zu komponieren, ein fleißiges Naturstudium, großartige Auffassung, kühne, aber korrekte Zeichnung und energische Farbengebung erwarben K. schnell einen Namen.[873] Seiner ersten Periode gehören die Darstellungen der Schlachten von Kortryk (1836), von Worringen (1839, im Museum zu Brüssel) und von Nieuport an. Später wandte sich K. auch dem historischen Genre zu, büßte jedoch die frühere Kraft und Frische bei dem Streben nach Eleganz und äußerm Farbenprunk ein. Von diesen spätern Werken sind zu nennen: Justus Lipsius, vor dem Erzherzog Albrecht und der Infantin eine Vorlesung haltend; Rubens' Atelier; des Kaisers Maximilian Besuch bei Memling; der Giaur (1845, Nationalgalerie in Berlin); Kolumbus, vom Pöbel verspottet; Tasso und seine Schwester in Sorrent; der Tod Marias de' Medici (1845, Nationalgalerie in Berlin); der blinde Milton, seinen Töchtern das »Verlorne Paradies« diktierend; Karl V., die christlichen Sklaven in Tunis befreiend. K. malte auch Bildnisse und schmückte 1864–66 das Treppenhaus des alten Antwerpener Museums mit Gruppen belgischer Künstler in matter Ölmalerei auf Leinwand. Seit 1855 war er Direktor der Kunstakademie in Antwerpen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 873-874.
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