Reptilienfonds

[815] Reptilienfonds, spöttische Bezeichnung für einen Fonds zur Besoldung oder Unterstützung solcher Literaten, die im Interesse der Reichsregierung wirken. Der Ausdruck »Reptilien« für politische Intriganten wurde zuerst von Bismarck 30. Jan. 1869 und zwar mit Bezug auf die Agenten der depossedierten Fürsten von Hannover und Hessen gebraucht, gegen deren preußenfeindliche Umtriebe der aus dem Vermögen der genannten Fürsten gebildete »R.« eigentlich zunächst verwendet werden sollte. Von gegnerischer, besonders freisinniger Seite wurde später der Ausdruck in umgekehrtem Sinne gebraucht, indem man alle diejenigen Literaten, die mit der Reichsregierung oder mit dem Preßbureau in näherer Verbindung standen, als aus dem R. unterstützte Soldschreiber hinstellte und in diesem Sinne von einer »Reptilienpresse« sprach.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 815.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: