Rinde

[941] Rinde (Cortex), der nach außen von dem Hautgewebe überdeckte, nach innen von dem Kambium begrenzte Gewebemantel im Sproß und in der Wurzel der Gefäßpflanzen. Man unterscheidet bei Holzgewächsen die primäre R. (Außenrinde), die aus dem Grundgewebe des Vegetationspunktes hervorgegangen ist, und die sekundäre R. (Innenrinde), die von dem Siebteil der Leitbündel und den durch die Tätigkeit des Kambiums hinzugefügten Elementen gebildet wird. Im Alter werden vielfach die Rinden durch fortschreitende Borkenbildung ihrer äußern Schichten beraubt, während neue Schichten von innen her hinzugefügt werden. In manchen Fällen, z. B. bei der Weinrebe, wird fast die gesamte sekundäre R. des vorangegangnen Jahres abgeworfen und neu gebildet. Die anatomischen Elemente sind hauptsächlich Parenchym (Bast- oder Rindenparenchym), das in jungen oberirdischen Rinden als grünes Assimilationsgewebe entwickelt sein kann, gewöhnlich aber ein Speichergewebe für Reservestoffe bildet. Ferner finden sich als Leitungsgewebe Siebröhrengruppen, die mit dem Rindenparenchym zusammen als Weichbast[941] dem als Hart bast bezeichneten, aus Skleremchymfasern (Bastfasern) und aus Steinzellen gebildeten Festigungsgewebe gegenübergestellt werden. Rinden finden vielfache Benutzung. Ihr Reichtum an Gerbsäure macht sie zu den wichtigsten Gerbmaterialien, und zur Gewinnung der Gerbrinden werden die betreffenden Gehölze (Eiche, Akazie) in Schälwaldungen gezogen, und man läßt die Schößlinge nur das Alter erreichen, in dem sie die beste R. liefern. Viele andre Rinden und Rindenteile (Chinarinde, Zimt etc.) werden arzneilich oder als Gewürz benutzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 941-942.
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