Sully

[197] Sully (spr. ßülli), Maximilian von Béthune, Baron von Rosny, Herzog von, franz. Staatsmann, geb. 13. Dez. 1560 in Rosny bei Nantes. gest. 21. Dez. 1641. Er ward in der reformierten Kirche erzogen und nahm mit Auszeichnung an den Feldzügen des jungen Königs von Navarra (des spätern Heinrich IV. von Frankreich) teil. Von stolzem und schroffem Wesen, trat er auch seinem königlichen Freunde, besonders seiner Verschwendung und Ausschweifung, wiederholt mit Energie entgegen; doch vereinte beide bald wieder die gemeinsame Liebe zum Vaterland. 1597 an die Spitze der Finanzen gestellt, tilgte er eine Staatsschuld von 200 Mill. Livres, erwarb den größten Teil der verschleuderten Domänen zurück, hob eine Menge überflüssiger Ämter auf, ordnete und vereinfachte das Steuerwesen, baute Straßen, führte die Seidenkultur und andre Erwerbszweige ein und begünstigte den Ackerbau. Seit 1601 wurde er auch Großmeister der Artillerie und Oberaufseher über alle Befestigungen des Landes. Auf Heinrichs Zug nach Savoyen (1600) eroberte S. die für unüberwindlich gehaltenen Festungen Montmélian und Bourg. Nach dem Frieden übernahm er die Leitung der öffentlichen Bauten und erwarb sich große Verdienste um die Vermehrung der Land- und Wasserstraßen in Frankreich. Einen wesentlichen Einfluß auf die auswärtigen Verhandlungen hat er nicht geübt. 1604 wurde er zum Gouverneur von Poitou und 1606 zum erblichen Herzog ernannt. Nach der Ermordung Heinrichs IV. (14. Mai 1610) ward er 1611 seiner Stellung am Hof entbunden; doch bediente sich auch Heinrichs Nachfolger, Ludwig XIII., öfters seines Rates und ernannte ihn 1634 zum Marschall. Wichtig für die Geschichte seiner Zeit, obwohl durch lächerliche Prahlerei und zahlreiche beabsichtigte Fälschungen entstellt, sind seine in Stil und Form ungenießbaren »Économies royales« (Amsterdam, d. h. Schloß Sully, 1638, 2 Bde.), die vom Abbé L'Ecluse (das. 1745, 8 Bde.) modernisiert, aber auch sehr verändert und umgestaltet wurden. Vgl. die biographischen Schriften von Legouvé (Par. 1873), Gourdault (3. Aufl., Tours 1877), Bouvet de Cressé (das. 1878), Dussieux (Par. 1887); Ritter, Die Memoiren Sullys (Münch. 1871); Kükelhaus, Der Ursprung des Planes vom ewigen Frieden in den Memoiren des Herzogs von S. (Berl. 1893); Pfister, Les Économies royales de S. (in der »Revue historique«, 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 197.
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