Tátra

[341] Tátra (Tátragebirge): 1) Die Hohe T. oder die eigentlichen Zentralkarpathen (s. Karte »Ungarn«), die höchste Gebirgsgruppe der Karpathen und ganz Ungarns, die sich zwischen dem Liptauer Gebirge und der Zipser Magura ganz isoliert aus der von der Waag, dem Dunajec und dem Poprád umflossenen, 800 m ü. M. gelegenen Hochebene mauerartig und fast ohne alle Vorberge als Mittelpunkt der ganzen Karpathischen Gebirge bis über 2600 m Höhe erhebt. Diese gegen S. und O. nur wenig gegliederte, 15–23 km breite Granitmasse (s. Tafel »Bergformen I«, Fig. 1), deren Hauptkamm, von W. gegen O. 60 km lang, die ungarischen Komitate Liptau und Zips erfüllt und mit der stufenförmig abfallenden Nordseite auch nach Galizien hinüberreicht, besteht aus zahlreichen kahlen, scharf gezackten, schroffen und zerklüfteten Felskuppen mit tief eingeschnittenen Tälern, wildromantischen Schluchten und vielen hochgelegenen Gebirgsseen (Meeraugen, s. Karpathen, S. 671). Die höchsten Gipfel, die sich meistens aus den südlichen Nebenästen erheben, sind: Franz-Josephsspitze (früher Gerlsdorfer Spitze, 2663 m), Lomnitzer Spitze (2634 m), Eistaler Spitze (2629 m), Tátraspitze (auch Viszoka, 2555 m), Hundsdorfer (Hunfalvy-) Spitze (2556 m), Késmárker Spitze (2539 m), Koncysta und Grüne Seespitze (2535 m), Meeraugenspitze (2508 m), Weberspitze (2505 m), Schlagendorfer (Szalóker) Spitze (2453 m), Großer Kriván (2439 m) etc.; die nach S. ausstrahlenden Haupttäler: das Tychatal, Kohlbachtal, Felkatal, Mengsdorfer Tal, Bélaer Tal etc., liegen 800–1000 m ü. M. Der T. entströmen der Dunajec, der Poprád und die Weiße Waag. Unter den meist tiefen Gebirgsseen sind zu nennen: der Große See mit den fünf Polnischen Seen, der Fischsee (mußte mit Umgebung an Galizien abgetreten werden), der Csorbaer See, das Meerauge, der Schwarze See, Grünsee, Felkasee etc. Im ganzen zählt man 61 größere Seen, von denen mehrere Überbleibsel alter Moränen sind. Der Großartigkeit der T. tut der Mangel an Gletschern und weiten Schneefeldern Abbruch. Vgl. Literatur zu Artikel »Karpathen«; Karte vom k. u. k. militär-geographischen Institut, 1:25,000 (Wien 1900) und »Karte der Hohen Tátra«, mit Wegmarkierungen von Dénes, 1:75,000 (das. 1906); Karte der Hohen T. von G. Pelikan, 1:75,000 (Budap. 1907). – 2) Die Niedere T., auch Liptauer oder Sohler Alpen genannt, erstreckt sich südwestlich von der Hohen T. und parallel mit dieser, an der Grenze der ungarischen Komitate Liptau und Sohl, vom Fátragebirge bis zum Zipser Gebirge, bildet die Wasserscheide zwischen der Waag und Gran und erreicht im Djumbir (Gyömbér) 2045 m Höhe. Die Längenentwickelung beträgt 75 km, die Breite 25–30 km (s. Karpathen, S. 673).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 341.
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