Thaly

[452] Thaly, Koloman von, ungar. Geschichtschreiber und Politiker, geb. 3. Jan. 1839 in Csép (Komorn), war zuerst Professor der ungarischen Literatur in Pest, trat 1867 als Sektionsrat ins ungarische Honvédministerium, legte aber 1875 sein Amt nieder und wurde 1878 als Kandidat der Unabhängigkeitspartei ins Parlament gesandt, deren Vizepräsident er in der Folge wurde. In allen Debatten über militärische und kulturelle Fragen bewährte er Sachkenntnis. Als Geschichtschreiber verlegte er seine Haupttätigkeit auf die Klarlegung der Thökölyschen und Rákóczischen Periode; Franz Rákóczis II. Gebeine fand er 1889 in Konstantinopel. Von seinen Werken (in ungarischer Sprache) seien erwähnt: »Franz Rákóczi II. Denkwürdigkeiten (Mémoires) über den ungarischen Krieg 1701–1711« (übersetzt und erklärt, 5. Ausg.); »Rákóczi-Archiv« (Rákóczi-Tár; 1866–68, 2 Bde.); »Tagebücher Emerich Thökölys« (1868–73, 3 Bde.); »Die Korrespondenz Thökölys« (1896); »Archivum Rákóczianum« (1873–89, 10 Bde.); »Geschichtliche Tagebücher« (Monum. XXVII. Ungarische Akademie); »Die Jugend des Fürsten Franz Rákóczi II. 1676–1701« (Preßb. 1881, 2. Ausg. 1884); »Die gräfliche Familie Bercsény 1525–1835« (1885–92, 3 Bde.); »Beiträge zur Literaturgeschichte der Thökölyschen und Rákóczischen Periode« (1872, 2 Bde.); 1881 erschienen seine Reichstagsreden von 1878–81. T. ist auch Vizepräsident der ungarischen historischen Gesellschaft, deren Fachorgan »Századok« er von 1867 bis 1875 redigierte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 452.
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