Trepanation

[692] Trepanation (franz.), chirurg. Operation am Knochen, wobei ein Stück aus demselben ausgebohrt oder ausgesägt wird. Die T. wird am häufigsten am Schädel vorgenommen, und zwar 1) um durch äußere Gewalt eingedrückte und auf das Gehirn einen Druck ausübende Schädelknochen zu entfernen; 2) um fremde Körper (Kugeln, Messerspitzen etc.), die im Gehirn stecken oder auf dieses drücken, zu beseitigen; 3) um zwischen den Schädelknochen und dem Gehirn oder in den obern Schichten des letztern liegenden größern Eiter- und Blutmassen Abfluß zu verschaffen; 4) zur Entfernung von Gehirngeschwülsten etc.; 5) um eine Entlastung des Gehirns bei krankhaft erweiterter Drucksteigerung (s. Gehirndruck) zu erreichen. Die T. wurde bis vor kurzem mit dem schon den Alten bekannten Trepan (Trephine) ausgeführt, einem Instrument, das mittels eines gezahnten Endes (Trepankrone) runde Löcher von etwa 11/2 cm Durchmesser aus dem Schädeldach bohrte; die entsprechenden ausgesägten Knochenstücke wurden dann mit einem bohrartigen Instrument (Tirefond) herausgehoben. Neuerdings bedient man sich zur T. des Meißels und Hammers oder besonderer Bohr- und Sägeapparate, die gestatten, in ganz kurzer Zeit beliebig große Flächen des Gehirns freizulegen, ohne daß (dies kommt besonders bei Operationen im und am Gehirn in Betracht) der drückende Knochen definitiv fortgenommen zu werden braucht: dieser wird mit der entsprechenden Weichteilhülle des Kopfes in Gestalt eines gestielten Lappens nur temporär herausgenommen und nach Vornahme der notwendigen Operation an der Hirnoberfläche sofort wieder eingefügt. Die Anwendung des Trepans zur T. des Brustbeins, z. B. um hinter ihm gelegenen Eitermassen Abfluß zu schaffen, weiter zur T. des Unterkiefers, um den in ihm gelegenen Nerven (Trigeminus, dritter Ast) freizulegen, ist ebenfalls ganz in Fortfall gekommen. T. am Schädel wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit ausgeführt (vgl. Schädelamulette) wie noch jetzt bei Naturvölkern (Neupommern) zum Teil an Kindern, um sie vor Krankheiten zu schützen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 692.
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