Vlissingen

[202] Vlissingen (franz. Flessingue, engl. Flushing), Stadt in der niederländ. Provinz Zeeland, an der Mündung der Westerschelde, auf der Südküste der Insel Walcheren, an der Staatsbahnlinie Rosendaal-V., hat mehrere Kirchen (darunter die große St. Jakobskirche von 1328), einige Denkmäler (darunter ein Bronzestandbild auf dem Nordseeboulevard für den hier gebornen Admiral de Ruyter), Schiffahrt (Dampferlinie nach Queenborough), Handel, Schiffbau, eine Maschinenfabrik »de Schelde« (1300 Arbeiter), ein Depot von Krupp in Essen, eine Lotsenstation, ein Seebad und (1905) 19,723 Einw. V. war bis 1867 ein ansehnlicher Kriegshafen, der 1810–1812 von Napoleon I. bedeutend verstärkt wurde, nachdem die Engländer 1809 die frühern Werke zum Teil zerstört hatten. Seit 1865 wurde der Hafen in einen Handelshafen umgewandelt, zu welchem Zweck zunächst das Sloe (s. d.) abgedämmt und dann ein breiter Kanal von V. über Middelburg nach Veere durch die Insel Walcheren gegraben wurde. Die[202] neuen, 1873 eröffneten Hafenanlagen befinden sich an der Ostseite der Stadt und bestehen aus einem Außenhafen und zwei innern Häfen, die in einen breiten Kanal münden, der durch Doppelschleusen mit dem Außenhafen und durch eine Stauschleuse mit dem Walcherschen Kanal verbunden ist. Der Außenhafen hat eine Länge von 660 m und eine Tiefe von mehr als 10 m bei hohem, 6–7 m bei niedrigem Wasserstand; die Hafenmündung ist 180 m breit. Er wird gedeckt von zwei starken Dämmen aus Basaltgestein. Die innern Häfen sind 450 und 400 m lang bei einer Breite von 100–200 m. Die Tiefe kann auf 8,25 m gebracht werden. Die Stadt ist Sitz eines deutschen Konsuls. – V. war bis ins 17. Jahrh. hinein ein blühender Handelsort, späterhin aber nur als Marinestation wichtig. Hier wurde 1572, nachdem die Wassergeusen Briel genommen, zuerst in Zeeland die Fahne der Freiheit aufgepflanzt. Aus der Neuzeit ist die oben erwähnte Beschießung und Einnahme der Stadt durch die Engländer unter Lord Chatham (13.–15. Aug. 1809) bekannt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 202-203.
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