Wackenroder

[288] Wackenroder, Wilhelm Heinrich, deutscher Romantiker, geb. 1773 in Berlin, gest. daselbst 13. Febr. 1798 als Referendar beim Kammergericht, mußte sich nach dem Willen seines Vaters dem Rechtstudium widmen, während er, schon auf dem Gymnasium innig mit Ludwig Tieck befreundet, mit ganzer Seele der Kunst zugewendet war. Durch Fasch und Reichardt der Musik, durch K. Ph. Moritz der bildenden Kunst, durch E. J. Koch der altdeutschen Literatur zugeführt, beschäftigte sich W. auch während seiner Universitätsjahre in Erlangen und Göttingen vorzugsweise mit Kunststudien. Besuche der Bildersammlungen in Kassel und Salzdahlum und vor allem Ausflüge nach Nürnberg, wo ihm die deutsche Vergangenheit greifbar entgegentrat, nährten die Begeisterung seiner tiefinnerlichen, kindlichen Natur, die im Widerstreit mit einem aufgedrungenen Berufe verkümmerte. Schon 1797 war von ihm eine Sammlung seiner Aufsätze über Kunst u. d. T.: »Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders« (mit einer Vorrede und einigen Zugaben von Dieck) im Druck erschienen. Aus seinem Nachlaß gab Dieck die »Phantasien über die Kunst« heraus (1799; neue Ausg. von Minor in Kürschners »Deutscher Nationalliteratur«, Bd. 145). Auch an Tiecks Roman »Franz Sternbalds Wanderungen« hatte W. Au teil. Durch seine gläubig verehren de Hingabe an alt deutsches Wesen und altdeutsche Kunst wurde er für die weitere Entwickelung der deutschen Poesie und Malerei von vorbildlicher Bedeutung. Vgl. Wölflin in den »Studien zur Literaturgeschichte« (Hamb. u. Leipz. 1893); Koldewey. W. und sein Einfluß auf Tieck (Leipz. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 288.
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