Wasserkäfer

[411] Wasserkäfer (Schwimmkäfer, Dyticidae), Familie der Käfer, mit verbreitertem, eiförmigem Körper, stark verbreiterten, bewimperten, als Ruderorgane dienenden Hinterbeinen und beim Männchen eigentümlich erweiterten ersten Gliedern der Vorder- und zuweilen auch der Mitteltarsen. Sie leben meist in stehendem Wasser, fliegen oft nachts weit umher, und viele verbergen sich im Winter unter Moos in Wäldern. Zum Atmen stecken sie von Zeit zu Zeit die Hinterleibsspitze, an der das letzte Luftröhrenpaar mündet, in die Luft. Sie nähren sich, wie ihre Larven, hauptsächlich von Mollusken, Wasserinsekten, Fisch- und Froschbrut, auch von Aas. Die Larven sind langgestreckt, zylindrisch, nach vorn und hinten verdünnt, mit zwei gewimperten, fadenförmigen Anhängseln am letzten Körpersegment, geschlossenem Mund und durchbohrten, zum Saugen eingerichteten, sichelförmigen Man dibeln, die sie ihrem Raube in den Leib schlagen; ihre Beine sind lang und deutlich fünfgliederig. Der gesäumte Fadenschwimmkäfer (Dyticus marginalis L., s. Tafel »Käfer I«, Fig. 5 und 6), 3 cm lang, oberseits dunkel olivengrün, gelb gesäumt, unterseits gelb. Das Männchen besitzt an den Vorderfüßen eine große, tellerförmige Haftscheibe, deren Sohle mit trichterförmigen, durch Erzeugung eines luftleeren Raumes wirkenden Haftorganen besetzt ist. Er findet sich überall häufig in stehenden Gewässern. das Weibchen legt im Frühjahr gelbe Eier auf den Grund, und die Larven verpuppen sich im Sommer oder im Herbst. Zu derselben Familie gehört Hydroporus elegans Fabr., mit schwarzen Schraffierungen auf bleichgelbem Untergrund. Er findet sich in den Wasserlöchern am frühern Mansfelder Salzsee, sonst nur in Frankreich, der Schweiz und am Adriatischen Meer. Cnemidotus caesus Er. hat schmale Hinterhüften, und eine von diesen ausgehende Platte bedeckt fast den ganzen Hinterleib. Die Taumelkäfer (Drehkäfer, Gyrinidae), mit ovalem Körper, abgestutzten Flügeldecken, langen, als Schwimmarme dienenden Vorderbeinen, kurzen, flossenartigen Hinterbeinen und geteilten Augen, treiben sich scharenweise auf Süß- und Salzwasser kreisend umher und nehmen beim Tauchen eine am Hinterleibsende haftende Luftblase mit sich ins Wasser. Die Larven haben gefiederte Fortsätze an den Hinterleibsringen, fressen saugend und verpuppen sich außerhalb des Wassers in einem ovalen, zugespitzten Kokon. Die Tasterhörnigen (Palpicornia), mit sehr langgestreckten Kiefertastern, schwimmen unbeholfen, nähren sich von Vegetabilien, nehmen beim Atmen über Wasser mit der seidenartigen Behaarung der Fühlerkeule und der Brust Luft auf, besitzen eine sehr große, ballonartige Tracheenblase, die auch als Schwimmblase tätig ist, und umhüllen die Eier mit einem birnförmigen, in eine gekrümmte Röhre ausgezogenen Kokon, der auf der Oberfläche des Wassers zwischen Pflanzen schwimmt. Hierher gehört der schwarze Kolbenwasserkäfer (Hydrophilus piceus L., Tafel »Käfer I«, Fig. 7 u. 8), 4,8 cm lang,[411] länglich-eiförmig, grünlich pechschwarz, glänzend, mit rostfarbenen, an der Keule braunen Fühlern und beim Männchen mit beilförmigem, blattartig zusammengedrücktem fünften Gliede der Vordertarsen, findet sich häufig in stehenden und fließenden Gewässern. Er nährt sich wahrscheinlich von Algen. Die Larven verlassen den Kokon nach der ersten Häutung und verpuppen sich in feuchter Erde. Vgl. Erichson, Genera Dyticeorum (Berl. 1832).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 411-412.
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