Wielopolski

[601] Wielopolski (spr. wje-), Alexander Ignatius Johann Peter Starikow, Marquis von Mirow Gonzaga Myszkowski, Graf von, poln. Staatsmann, geb. 13. März 1803, gest. 30. Dez. 1877 in Dresden, Neffe Dembinskis, studierte die Rechte und Philosophie, übernahm 1830 für die provisorische Regierung eine diplomatische Mission nach England, die erfolglos blieb, riet in der Heimat vergeblich zur Aussöhnung mit Rußland und zog sich, nach kurzem Aufenthalt in Krakau amnestiert, auf seine Güter zurück, um sich ganz dem Wohl der Bauern zu widmen. Gegen Österreich schrieb er 1846: »Lettre d'un gentilhomme polonais sur les massacres des Galiciens, adressée an prince de Metternich«. Bei seinen Standesgenossen und beim Volke galt er als hochmütiger, geiziger Russophile. Im März 1861 übernahm er den Posten eines Direktors der neugebildeten nationalen Regierungskommission, um Polens Wiedergeburt durch Reform der Schule und Befreiung des Bauernstandes vorzubereiten, stieß aber bei seinen Landsleuten auf so allgemeines Mißtrauen, ja Feindseligkeit, daß er im Dezember wieder seine Entlassung nahm. Dennoch folgte er im Juni 1862 dem Statthalter Großfürsten Konstantin als Chef der Zivilverwaltung nach Warschau, um die Unzufriedenheit in Polen durch eine nationale Regierung und gemäßigte Reformen zu beschwichtigen. Als die rote Partei die Polen trotzdem durch Gewaltakte, unter anderm zwei Attentate auf W., 1863 zur Revolution brachte, zog er sich in demselben Jahre nach Dresden zurück. Vgl. Lisicki, Le marquis W., sa vie et son temps (Krak. 1878–80, 2 Bde.); Spasowicz, Leben und Politik des Marquis von W. (russ., Petersb. 1882).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 601.
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